Horror-Survial-Fans aufgepasst! Eine vermeintlich tödliche Melodie zieht ihre Kreise. Was hat es damit auf sich? Woher kommt sie? Und wie kann man sie aufhalten? Das und etliche Verwirrungen beschäftigen auch Daniel Noyer, den unfreiwilligen Protagonist des Indie-Krachers Song of Horror.
Spiel mir das Lied vom Tod?
In Song of Horror schlüpft ihr in die Rolle von Daniel Noyer, einem Ex-Alkoholiker, der nun auf trockenen Pfaden wandelt und für einen erfolgreichen Verlag arbeitet. Das Spiel beginnt, als Daniel eines Freitagabends in seinen wohlverdienten Feierabend startet – doch der Frieden währt nicht lange.
Während wir uns mit der Steuerung vertraut machen, klingelt plötzlich das Telefon. Etienne Bertrand, Daniels Boss, hat einen wahrlich wichtigen Auftrag für uns: Wir sollen Laufbursche spielen und ein super wichtiges Manuskript des Star-Autors Sebastian Husher abholen, am besten bereits gestern. „Dafür schuldest du mir etwas!“, meint Daniel noch, bevor er auflegt und sich widerwillig auf den Weg macht.
Im Anwesen Sebastian Hushers merkt Daniel schnell, dass etwas ganz und gar nicht stimmt: Die Haustür ist offen, das Anwesen leer, während noch im Flur die gepackten Koffer stehen. Man würde natürlich denken, dass so ein scheinbar verlassenes Anwesen eine gewisse Stille mit sich bringt, doch dem ist nicht so. Bereits beim Eintreten hört Daniel den Klang einer Spieluhr; unaufhörlich kann man ihrer Melodie lauschen.
Die Tragödie nimmt schließlich ihren Lauf, als Daniel „die unmögliche Tür“ findet, welche nach seinem Eintreten, verschwindet. Und mit ihr, auch Daniel …
Was zum Teufel …?!
Song of Horror ist ein stark Story-fokussiertes Horror-Game. Insgesamt gibt es fünf Episoden, die als Kapitel dienen, und obwohl für jedes davon mehrere spielbare Charaktere zur Auswahl stehen, ist man im Spiel prinzipiell immer nur alleine unterwegs. Nun… fast. Denn während des gesamten Games müsst ihr euch auch immer wieder vor der „Präsenz“ in Acht nehmen, die euren Quasi-Nemesis darstellt.
Wie bereits erwähnt, kommen pro Episode verschiedene Charaktere vor. Manchen begegnen wir wieder, sofern sie nicht sterben, denn ja, Charaktere können auch sterben. Interessant fand ich, dass nicht nur jeder Charakter eine gewisse Hintergrundgeschichte bekommen hat, sondern auch verschiedene Stärken und Eigenschaften. Die Stärken werden dabei in vier Kategorien eingeteilt: Schnelligkeit, Unauffälligkeit, Stärke und Gelassenheit.
Diese Eigenschaften wiederum sind eine Art „Spezialfähigkeit“, so hat z. B. die Ex-Frau von Daniel Noyer Duftkerzen. Einmal angezündet und platziert, beruhigt sich ihr Herzschlag nach und nach, solange sie im Umkreis jener Duftkerze steht. Und ihr werdet schnell merken, dass dies durchaus relevant ist.
Immer wieder wird man auch mit Rätseln konfrontiert, welche unterschiedliche Schwierigkeitsgrade besitzen, zumindest so der Eindruck. Lösbar waren prinzipiell alle, auch wenn man sich mit manchen etwas länger beschäftigen muss.
Ein weiterer sehr interessanter Aspekt des Spieles: In jedem Kapitel wird ein weiteres, wichtiges Spielelement eingebaut: neue Quick-Time-Events. Das erste davon müsst ihr schon in Kapitel eins absolvieren. So müssen wir dort die Präsenz daran hindern, uns in den Räumen heimzusuchen, indem wir die entsprechenden Türen zudrücken und blockieren. Klingt jetzt vielleicht erstmal relativ einfach, jedoch sollte man sich nicht davon täuschen lassen. Mit fortschreitenden Kapiteln werden zudem auch die QTEs anspruchsvoller.
Die im Spiel entstehende Atmosphäre hat etwas Einsames an sich und sorgt für Unruhe, insbesondere deshalb, weil Song of Horror euch nicht nur mit gruseligen Wesen konfrontiert, sondern auch durchwegs geschickt mit der Dunkelheit und dem Herzschlag eures Charakters spielt … und irgendwo leise in der Ferne hört ihr dann noch, passend dazu, schaurige Klaviermusik. Soundtechnisch macht das Spiel generell alles richtig. Die unterschwellige Soundkulisse passt perfekt zur jeweiligen Situation und trägt zum Gruselfaktor gekonnt bei.
Laut Entwicklern hat man sich in Sachen Story und Atmosphäre übrigens stark von Meistern wie Poe, Lovecraft und M.R. James beeinflussen lassen – und auch das ist durchaus gelungen.
Die Grafik passt ebenfalls sehr gut zur Atmosphäre – es ist nahezu immer dunkel und gruselig gehalten. Aber auch sonst punktet das Spiel mit seiner Präsentation: Die Umgebungen sind abwechslungsreich gestaltet und durchaus detailverliebt. Kein Raum gleicht dem anderen.
Apropos dunkel und gruselig: Die Entwickler empfehlen für den idealen Spielgenuss ein Headset und ein Gamepad. Bezüglich der Steuerung bei Song of Horror eines vorneweg: Man kann die Kamera nicht drehen, allerdings trägt das durchaus positiv zur Atmosphäre des Spieles bei. Man muss vorsichtiger sein und sich genauer umsehen. Das Einzige, das tatsächlich hin und wieder mühsam war: Um mit Objekten zu interagieren oder diese anzusehen, muss man sie direkt anzielen; es reicht meist nicht, einfach davorzustehen, was vor allem anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Atmosphärischer Survial-Grusel
Im Zimmer liegt der Duft von … Angstschweiß. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welches Spiel ich gerade gespielt habe. Ich liebe Horror, ich liebe es, mich zu gruseln, aber das heißt nicht, dass ich dagegen immun bin. Im Gegenteil. Trotzdem kann ich es nicht lassen. Die Story von Song of Horror konnte mich unglaublich gut einfangen. Sie hat mich zum Rätseln gebracht, und ich habe lange darüber sinniert, was wohl dahintersteckt. Zudem gab es auch einige Situationen, in denen ich minutenlang starr vor meinem Monitor saß, etliche Male blinzeln musste, mein Gehirn gerattert hat und mir dann nur mehr die Gänsehaut rauf und runter lief. In anderen Worten: Hier erwartet euch beste Schauer-Atmosphäre, die obendrein noch mit passender Klaviermusik unterlegt wird. Wer sich also gerne stilecht gruselt und eine rätselhafte Story aufdecken möchte, wird mit Song of Horror sicher seine absolute Freude haben.
Song of Horror
System: PC (Steam) / für PS4 und Xbox One angekündigt (2. Quartal 2020)
Entwickler / Publisher: Protocol Games / Raiser Games
Erscheinungsdatum: 28. Mai 2020 (Episode 5 & Komplettedition)
Als Kind die Leidenschaft zu Videospielen und Science-Fiction entdeckt und was soll ich sagen: it’s a never ending lovestory!
All-Time Favorites: Star Wars, KOTOR, Mass Effect 1-3, The Witcher, Until Dawn, Dragon Age, Gibbous – A Cthulhu Adventure, …