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Review: Voice of Cards: The Isle Dragon Roars im Test

Wenn der Name Yoko Taro auf einem Game steht, werden Fans von Rollenspielen hellhörig. Bekannt vor allem für Drakengard und NieR, entführt uns Taro diesmal nicht nur in ein neues Story-Universum, sondern versucht mit dem atmosphärisch-minimalistischen Karten-Tabletop-RPG Voice of Cards: The Isle Dragon Roars auch frischen Wind ins Gameplay zu bringen. Findet mit uns heraus, ob das Experiment geglückt ist.

Here be dragons

Voice of Cards versetzt uns in ein Königreich, das einst in Frieden lebte, bis ein schrecklicher Drache das Land und sein Volk in Schrecken versetzte. Die Recken des Königreichs kämpften tapfer, schlugen das Biest in die Flucht und wieder herrschten Jahre des Friedens – doch nun ist der Drache zurück und Königin Nilla ruft abermals mutige Helden auf, sich dem Monster zu stellen. Titelheld Ash kümmert sich wenig um Ehre und Ansehen, ist finanziellem Dank jedoch alles andere als abgeneigt, und da sich Drachentöten dank großzügigem Kopfgeld als gefährlich, aber sehr lukrativ herausstellt, machen sich er und sein wortkarger Monster-Begleiter Mar auf den Weg. Ihre größten Konkurrenten: Die Ivory Order, eine Gruppierung aus talentierten Magiern und Kriegern, die im Königreich große Anhängerschaft finden, sich bei näherer Betrachtung jedoch als ziemliche Rüpel entlarven. Nach einem Zusammenstoß mit ihnen wird schnell klar: Ash und Mar brauchen Unterstützung – und die bekommen sie auch sogleich in Melanie, einer schwarz gekleideten Magierin, die sich wenig um Gold kümmert, jedoch ihre eigene Fehde mit dem Drachen zu haben scheint. Zu dritt macht ihr euch somit letztendlich auf, einen Weg zu finden, den Drachen zu besiegen …

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Kartenlegerei

In Voice of Cards: The Isle Dragon Roars dreht sich alles um die titelgebenden Karten: Von den Charakteren über die Umgebungen bis hin zu Monstern, Attacken, Items und wörtlich jedem weiteren Element im Spiel, begegnet euch alles in Kartenform. Die Umgebungen beginnen als verdeckte Karten, auf denen ihr euch mit eurer Spielfigur bewegt – kommt ihr auf dem Feld neben einer Karte zum Stehen, wird diese aufgedeckt und ihr seht, was sich darunter verbirgt: Weg-, Wiesen-, Wald- und andere Landkarten, auf denen ihr euch fortbewegen könnt, Ozean-, Berg-, Mauer- und sonstige Barriere-Karten, die unpassierbares Terrain darstellen, sowie besondere Karten mit Städten und sonstigen Orten, Personen oder speziellen Gegenständen und Objekten, mit denen ihr interagieren könnt. Einen guten Teil von Voice of Cards verbringt ihr so damit, die Umgebungen zu erkunden bzw. aufzudecken, um in der Story voranzuschreiten, aber auch, um Geheimnisse wie Schatzkisten zu finden. Leben in die Welt bringt indessen der Game Master, der mit seiner angenehmen Stimme – wahlweise auf Englisch oder Japanisch – das Erlebte erzählt bzw. jede Story-Karte wie ein Buch vorliest. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht ein wenig fade, wirkt in Wahrheit jedoch enorm atmosphärisch – insbesondere, da das Geschehen zusätzlich von einem erstklassigen Soundtrack begleitet wird, der ebenfalls reichlich Stimmung beiträgt.

Innerhalb der Umgebungen bzw. beim Betreten von Landkarten, können Zufallskämpfe oder besondere Ereignisse ausgelöst werden. Letztere stellen nette Nebenaufgaben dar, die euch gegen seltene Gegner kämpfen oder Items finden lassen, während die Zufallskämpfe wenig überraschend Konfrontationen starten.

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Auch das Kampfsystem von Voice of Cards basiert vollkommen auf Karten und ähnelt dabei bekannten Tabletop Games wie Magic: Jeder eurer Charaktere – von denen übrigens immer drei in der aktiven Party sein können – hat unterschiedliche Karten im Repertoire, die für Angriffe und sonstige Aktionen stehen, von physischen und Elementarmagie-Attacken über Heilkräfte bis hin zu Buffs und Debuffs. Jede Aktion benötigt dabei eine gewisse Anzahl an Edelsteinen, von denen ihr zu Beginn jedes Zugs einen hinzubekommt und die sich eure Recken teilen, wodurch es gilt, Aktionen taktisch zu planen. Ebenfalls zu beachten gilt es, dass die unterschiedlichen Monster und sonstigen Gegner – wiederum allesamt repräsentiert durch Karten – unterschiedliche Schwächen und Resistenzen aufweisen, die ihr zunächst erst via Trial-and-Error herausfinden müsst. Und dann wären da noch Ereigniskarten, die in vielen Konfrontationen zum Beginn jeder Runde für zufällige Effekte sorgen – beispielsweise für mehr Angriffskraft für euch und eure Widersacher, für höheren Feuerschaden während der Runde oder weniger effektive Windangriffe.

Während die Kämpfe an sich Spaß machen und dank immer neuer Gegner und durch leveln gewonnene, immer neue Fähigkeiten auch abwechslungsreich bleiben, fehlt hier dennoch ein wenig die richtige Herausforderung. Einmal die Schwächen und Resistenzen entdeckt, lassen sich Gegner im Nu vernichten und die vielen Zufallsbegegnungen werden eher lästig. Dasselbe gilt leider für die Nebenevents auf den Landkarten, die anfangs Spaß machen, sich aber schnell wiederholen – und das recht häufig. Ein wenig mehr Abwechslung bzw. etwas forderndere Kontrahenten – vor allem in Sachen Bossen – hätten dem Titel durchaus gutgetan.

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Augen- und Ohrenweide

Wenig zu meckern gibt es hingegen in Sachen Story und Präsentation. Die Geschichte bleibt durchgehend spannend und bietet einige Yoko-Taro-typische Wendungen, während die Erzählweise selbst von dunklem Humor getränkt ist. Ausgebaut wird die Welt übrigens von kleinen Bonus-Geschichten in Form von Sidequests, aber auch Charakter- und Monsterkarten in eurer Kollektion, die euch zunächst eine Einführung auf der Vorderseite geben, während die Rückseite durch bestandene Kämpfe, geführte Dialoge und andere Handlungen freigeschaltet wird. Diese Rückseiten-Zusätze geben euch manchmal lediglich mehr Info, enthüllen aber ab und an auch unerwartet düstere Twists. So lesen wir beispielsweise auf einer Vorderseite von einem kleinen Jungen, der seine Schwester liebt – bis uns die Rückseite erzählt, dass er sie so sehr liebt, dass er ihr in Wahrheit nachstellt. Creepy.

Neben der spannenden Story – die übrigens abhängig von euren Entscheidungen in Dialogen und davon, wie viele der insgesamt 10 Mysteriösen Karten ihr durch Nebenaufgaben finden konntet, in vier unterschiedlichen Enden resultieren kann – ist das absolute Highlight von Voice of Cards: The Isle Dragon Roars die wundervolle Präsentation des Titels. Den Soundtrack und das schöne Voice Acting haben wir vorhin bereits angesprochen, aber auch grafisch bzw. im restlichen Sounddesign weiß der Titel zu gefallen. Einziger kleiner Kritikpunkt: Sowohl im Monster wie auch im NPC-Design fehlt es, wie zuvor schon bei den Sidequests auf den Landkarten, ein wenig an Abwechslung. So mag es schon mal vorkommen, dass in einer winzigen Stadt gleich drei Leute mit demselben Aussehen rumlaufen bzw. als Karten rumliegen, und im Laufe des Abenteuers trefft ihr auffallend oft auf Monster, die ihr in anderen Farben bereits mehrfach bekämpft habt. Wer möchte, kann darin aber weniger fehlende Variation als einen netten Wink in Richtung klassische RPGs und Tabletops sehen – dem Spielspaß tut es jedenfalls kaum etwas ab.

Großartiges Rundum-Paket

Kartensysteme in Videospielen waren in der Vergangenheit immer ein wenig Hit-or-Miss, weshalb viele Spieler ihnen von vorne herein mit einer gewissen Portion Skepsis gegenüberstehen. Voice of Cards: The Isle Dragon Roars gehört dabei aber eindeutig zur Hit-Kategorie. Das Kampfsystem mag nicht sonderlich herausfordernd sein, macht aber dennoch von der ersten bis zur letzten Minute Spaß und bietet auch genügend taktische Möglichkeiten, um nicht eintönig zu werden. Das wahre Highlight des Titels sind aber die gelungene Story und die wirklich umwerfende Präsentation, die einzig an ein klein wenig fehlender Abwechslung im Monster- und NPC-Design leidet. Wer Atmosphäre über knallharte Action und humorvolle Stories über komplexes Gameplay stellt, der ist bei Voice of Cards: The Isle Dragon Roars goldrichtig.

8.3
Grafik:
8
Sound:
9
Gameplay:
8
Story:
8
Voice of Cards: The Isle Dragon Roars

Voice of Cards: The Isle Dragon Roars

Systeme: PS4, Nintendo Switch, PC (Steam)
Getestet auf: PS4 Pro
Genre: Tabletop-Karten-RPG
Entwickler / Publisher: Square Enix
Erscheinungsdatum: 28. Oktober 2021

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