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Review: In Sound Mind im Test

Die Tage werden dunkler, das Wetter draußen düsterer – Zeit, die Horrorspiele auszupacken! In ihrem jüngsten Gruselabenteuer In Sound Mind entführen uns die Entwickler von We Create Stuff in die Untiefen der menschlichen Psyche, in der Realität und Wahnvorstellung zu verschwimmen drohen.

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In In Sound Mind schlüpfen wir in die Rolle des Psychotherapeuten Dr. Desmond Wales, der nach seltsamen Visionen von überfluteten Landschaften, seiner Katze Tonia und körperlosen Stimmen im Keller seines eigenen Apartmentgebäudes aufwacht. Trotz bekannter Umgebungen scheint jedoch nichts, wie es soll: Unheimliche Botschaften spicken die dunklen Gänge und warnen uns davor, nach oben zu gehen, während blau-violett schimmerndes Etwas immer wieder Boden und Wände bedeckt. Nichtsdestotrotz setzen wir den Aufzug wieder in Gang und erreichen kurz darauf unser Büro – und hier wird alles erst recht bizarr: Nicht nur führen plötzlich licht-leuchtende Türen in unserem eigenen Gebäude in die Wohnungen unserer Patienten, wir erfahren auch, dass diese durch mysteriöse Umstände verstorben sind und Desmond sich Vorwürfe macht sowie fragt, ob mitunter er selbst an deren Tod schuld ist und langsam selbst verrückt wird. In den fremden Unterkünften finden wir Kassetten mit Aufzeichnungen vergangener Sitzungen mit eben jenen Patienten, denen wir, zurück in unserem Büro, lauschen können – und nicht nur das, wir schlüpfen direkt in die Tapes hinein, in von angriffslustigen Geisterweisen gefüllte Albtraum-artige Dimensionen, in denen wir uns den Traumata und Ängsten unserer verstorbenen Patienten stellen und dabei herausfinden müssen, wie diese mit unserer eigenen Psyche und den unerklärlichen Vorgängen in der Realität zu tun haben.

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Realität und Albtraum

In Sound Mind spielt mit der Frage, was wirklich und was düstere Einbildung bis hin zum Wahnsinn ist und macht es uns zunächst zum Ziel, die scheinbar gefangenen Seelen unserer ehemaligen Patienten zu retten, indem wir ihnen dabei helfen, ihre eigenen Traumata zu überwinden. Hierfür erkunden wir beispielsweise die schaurigen Gänge eines Einkaufszentrums, die kahlen Küsten rund um einen dämonenbesessenen Leuchtturm oder die verfallenen Hallen eines einstigen Labors, während wir Schlüssel-Items suchen, Rätsel lösen und gefährlichen Kreaturen entkommen oder uns diesen entgegenstellen. Atmosphäre wird dabei großgeschrieben – von den stimmigen Soundeffekten, die uns ununterbrochen nervös die Kamera drehen lassen, über schattenhafte Gestalten, die wir gerade noch im Augenwinkel verschwinden sehen, bis hin zum Gameplay selbst: So stellen wir uns im ersten der insgesamt vier Ausflüge in die Psyche unserer Klienten beispielsweise dem Geist einer jungen Frau, die im Leben Angst davor hatte, von anderen permanent beobachtet und werden und sogar ihr eigenes Spiegelbild mied. Um sie zu befreien, gilt es, ihren attackierenden Geist dazu zu bringen, in Spiegel zu fliegen, um sie zu schwächen und sie mit ihren Ängsten zu konfrontieren, während wir sie mit dem Splitter eines zerbrochenen Spiegels kurzzeitig vertreiben können. Der Spiegelsplitter begleitet euch fortan durch das gesamte Spiel und hilft euch dabei, sonst unsichtbare Wesen und Hinweise zu finden, aber auch, euch durch Absperrbänder, Holzbarrikaden und anderes zu hacken.

Während des Erkundens der Umgebungen findet ihr neben jeder Menge Dokumenten, die euch Hintergründe zur Überstory des Spiels sowie Hinweise darauf geben, wie die einzelnen Schicksale eurer Patienten im großen Ganzen verbunden sind, auch Munition, Gegenstände, die eure Lebensenergie wieder auffüllen, sowie Booster für eure HP, Ausdauer, Schnelligkeit und euren Stealth-Wert. Letzterer ist vor allem dafür gut, den Rorschach-Monstern zu entgehen, die die Psycho-Landschaften heimsuchen und die euch, einmal auf euch aufmerksam geworden, gnadenlos verfolgen, bis ihr sie ausschaltet. Die Monster kommen in drei Varianten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, Lebensenergie und Angriffsarten, sind aber dennoch der größte Negativpunkt an In Sound Mind: Während das Schleichen um bzw. Kämpfen gegen die Monster anfangs, nur mit Spiegelsplitter ausgestattet, noch tatsächlich nervenaufreibend und herausfordernd ist, lassen sie sich später mittels Schusswaffen ohne große Mühen ausschalten, und die häufigen Konfrontationen werden eher lästig als spannend – was auch der sehr großen Anzahl an auffindbarer Munition und Lebensenergie geschuldet ist. Selbst am höchsten Schwierigkeitsgrad läuft man in In Sound Mind nämlich kaum Gefahr, dass einem die Munition oder HP ausgehen – im Gegenteil, meist findet man mehr, als man im Moment mitnehmen bzw. nutzen kann.

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Ganz anders als die Zwischenkonfrontationen mit den Rorschach-Monstern gestalten sich die Abschnitts-Bosskämpfe. Einmal mehr kommt hier die tolle Atmosphäre des Titels zu tragen, die vom abwechslungsreichen Soundtrack von The Living Tombstone nur noch mehr unterstrichen wird. Jeder Boss verlangt euch Geschick sowie Taktik ab, die erst herausgefunden werden will, während die Konfrontationen von Dialogen, die die Story vertiefen, begleitet sind. Apropos Dialoge: Das Spiel kommt mit vollständiger Sprachausgabe, die zwar qualitativ von Sprecher zu Sprecher ein wenig schwankt, im großen Ganzen jedoch ebenfalls sehr gelungen ist.

In Sachen Performance und Steuerung gibt es bei In Sound Mind kaum wenig meckern. Der Titel spielt grafisch definitiv nicht in der aktuellen Top-Liga mit, bietet in den einzelnen Abschnitten aber dennoch reichlich Abwechslung und viele nette Details, die die Areale trotz verwaschener Texturen und bloß mittelmäßigen Licht- und Umgebungseffekten atmosphärisch und interessant gestalten. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt, der aber schon Jammern auf hohem Niveau ist: Ab und an verliert man trotz in den Abschnitten verteilten Übersichtskarten ein wenig die Orientierung und muss einige Zeit damit verbringen, nach der nächsten offenen Tür zu suchen oder herauszufinden, wie/wo es sonst weitergeht. Das Gefühl, manchmal etwas verloren zu sein, passt letztendlich aber ganz gut zum Spielkonzept und stört in Wahrheit nicht weiter.

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Auf den Spuren von Alan Wake, Silent Hill und Co.

Unheimliche Umgebungen, die real sein könnten oder auch nicht, und ein Spiel mit der Psycho, nicht nur des Hauptcharakters, sondern auch des Spielers, das alles kennen wir bereits aus gelungenen Titeln wie Alan Wake, Silent Hill oder Alone in the Dark – und In Sound Mind kann sich hier ohne schlechtes Gewissen einreihen. Jede Menge Atmosphäre, durchdachtes Gameplay, ein gelungener Erkundungsaspekt, inspirierte Bosskämpfe, unerwartet humorvolle Momente und eine zumindest spannende Story halten trotz Schwächen in Sachen Grafik, Herausforderungsgrad und Orientierung, sowie den repetitiven Konfrontationen mit den Rorschachmonstern bei der Stange, während sich die Präsentation ebenfalls nicht makellos, aber immerhin wundervoll atmosphärisch gibt. In Sound Mind ist keinesfalls das perfekte Horrorgame, für Genrefans aber trotzdem definitiv einen Blick wert.

7.6
Grafik:
7
Sound:
8
Steuerung:
8
Story:
7
Atmosphäre:
8
In Sound Mind

In Sound Mind

Systeme: PS5, Xbox Series X|S, Nintendo Switch, PC (Steam)
Getestet auf: PC (Steam)
Genre: Horror-Adventure mit Platforming-Elementen
Entwickler / Publisher: We Create Stuff / Modus Games
Erscheinungsdatum: 29. September 2021

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