Wer sich bei Horrorspielen so richtig gruseln möchte, der spielt diese am allerbesten in VR. Selbst durch dunkle Räume zu laufen, von allen Seiten überrascht werden zu können, und sich mitten drin im Spukabenteuer zu befinden, hat einfach einen ganz eigenen Charme – was wohl auch der Grund dafür ist, warum gerade dieses Genre unter VR-Entwicklern so beliebt ist. Dreamback VR reiht sich nun in die Riege der zahlreichen Games seiner Art ein, möchte dabei aber einen etwas anderen Ansatz nehmen. Wie das gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Review.
Ein ganz gewöhnlicher Job …
Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle von Michael, der nach einem eher ungewöhnlichen Auftrag als Elektriker mit seinem Leben nicht mehr ganz im Reinen steht. Also besucht er einen Psychologen, der ihn mittels Hypnose zurück zu dieser schicksalsträchtigen Nacht schicken und damit seine Erinnerungen wieder wachrufen soll.
Ihr beginnt das eigentliche Abenteuer also auf einer dunklen Straße vor einer alten Villa. Der Strom ist dort ausgefallen und ihr seid damit beauftragt worden, diesen wiederherzustellen. Schon bei eurer Ankunft wirkt die ganze Sache jedoch seltsam: Das Haupttor zum Anwesen ist mit einem schweren Vorhängeschloss versehen und der einzige Zugang führt euch durch einen angrenzenden Garten, der von Mausoleen besetzt ist. Endlich bei der Vordertür angekommen, ist natürlich auch diese verschlossen – also ab durchs Fenster und direkt rein in die Gruselei …
Die Angst vor dem Unbekannten
Auf den ersten Blick scheint Rickfford Manor gar nicht mal sooo unheimlich. Ja, klar, alles ist dunkel und verlassen und der Kunstgeschmack des Besitzers lässt zu wünschen übrig, aber so richtig angsteinflößend ist – noch! – nichts davon. Als dann allerdings die ersten Türen zuknallen, Geister heulen und Visionen durch euer Blickfeld ziehen, ändert sich das schnell.
Dreamback VR ist kein klassisches Horrorgame, in dem ihr während Action-Sequenzen vor Spukgestalten flüchten und um euer Leben bangen müsst. Jumpscares gibt es hier so gut wie keine, und auch sterben könnt ihr während des Abenteuers nicht. Stattdessen dreht sich hier alles ums Beobachten und Entdecken. Während eurer Erkundungstour durch die Villa findet ihr Gegenstände wie Tagebucheinträge und Zeitungsartikel, die euch Hinweise darauf liefern, was hier einst tatsächlich geschah, Feuerzeuge, um Kerzen anzuzünden, die euch die Vergangenheit live miterleben lassen, oder Schlüssel und mysteriöse Medaillen, um verschlossene Türen zu öffnen oder sogar geheime Gänge zu verborgenen Bereichen freizulegen.
Rickfford Manor hat dabei eine beachtliche Größe mit mehreren Bereichen, vom Hauptwohntrakt über die Angestelltenquartiere bis hin zu unterirdischen Theatern. Karten mit Beschreibungen der Räume helfen euch, die Orientierung zu bewahren – leider bloß nicht so effektiv, wie das sein könnte, da ein Marker, wo ihr euch aktuell befindet, stets fehlt. Auch dass die meisten Räume zum Großteil aus Bücherregalen und alten Lederarmstühlen bestehen, hilft beim Auseinanderhalten der einzelnen Trakte und Zimmer nicht wirklich.
Interaktion mit Hindernissen
Die Umgebung in Dreamback VR wird als „voll interaktiv“ bezeichnet – das stimmt leider nur bedingt. Während ihr immer wieder Gegenstände aufheben könnt, beschränken sich diese doch auf ein Minimum und bis auf wenige Schubladen, die mit Markern versehen sind, um euch anzuzeigen, dass ihr diese öffnen könnt, kann auch mit den Möbelstücken nicht interagiert werden. Die Steuerung funktioniert mittels Stick, der euch laufen lässt. Prinzipiell ist daran nichts auszusetzen; wer schnell an Motion Sickness leidet, wird damit allerdings wenig Freude haben. Eine Teleportations-Funktion, die hier helfen würde, gibt es leider nicht. Immerhin kann das Spiel jedoch in unter zwei Stunden durchgezockt werden – ihr könnt es also bei Bedarf in vier kurzen Teilsessions spielen.
Negativ aufgefallen ist leider auch die Interaktion mit all jenen Dingen, die tatsächlich bewegt und aufgehoben werden können: Türen zu öffnen – vor allem solche, die zu einem hin aufgehen – gestaltet sich manchmal sehr frustig, da diese nur bedingt auf die eigenen Bewegungen reagieren, und da eure linke Hand durchwegs von eurer Taschenlampe besetzt ist, könnt ihr dafür auch nur die rechte Hand nutzen – für Linkshänder zusätzlich schwierig.
Gegenstände werden in euer Inventar gelegt – per rechtem Trigger klickt ihr euch durch alle dort befindlichen Dinge, allerdings nur in Reihenfolge, was gegen Ende hin einiges an Klicks verlangt, solltet ihr eines der weiter hinten abgelegten Items benötigen. Möchtet ihr indessen Neues aufheben, muss eure rechte Hand zunächst mal frei sein – also bloß nicht verklicken und das Inventar öffnen, sonst müsst ihr euch einmal durch alle Gegenstände durchklicken, bis ihr die Hand wieder frei habt. Das alles ist nicht ideal. Im tatsächlichen Spiel stört es aber glücklicherweise nur bedingt; vor allem, wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat.
Atmosphäre mit Gameplay-Hackern
Ganz grundsätzlich ist der Ansatz, den Dreamback VR nimmt, toll: Anstatt euch in ständiger Anspannung von Raum zu Raum zu bewegen, taucht ihr vollends ein in die gruselige Atmosphäre des Titels und müsst einem Detektiv gleich herausfinden, was denn hier Schreckliches geschah. Wer Psychohorror und Geistergeschichten liebt, dabei auf Jumpscares aber durchaus verzichten kann, wird hier also vollends bedient. Getrübt wird die Erfahrung durch die leider etwas schlampige Umsetzung: Die Steuerung ist alles andere als ideal und auch die Umgebungen hätten etwas mehr Abwechslung vertragen können. Mit knapp unter zwei Stunden Spielzeit ist Dreamback VR zudem eher kurz für seinen aktuellen Preis. Alles in allem hatte ich dann aber doch Spaß mit dem Spiel.
Dreamback VR
System: PC (Steam VR)
Entwickler / Publisher: Come Over Gaming
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2020
Kira arbeitet bereits seit 2004 für diverse Videospiel- und Entertainment-Magazine, darunter auch die ehemaligen Printmagazine von Gamers.at und consol.at. Leidenschaftliche Zockerin ist sie allerdings schon seit dem Atari 2600 und sie kann sich auch nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.