Jeder, der schon mal ein Märchen gelesen hat, weiß: Kinder haben alleine nichts im Wald zu suchen – und Creepy Tale ist der beste Beweis dafür: Kaum ist man mit seinem Bruder im idyllischen Forst Pilze sammeln, schon wird dieser von Monstern entführt und man muss sich auf eine Reise machen, ihn zu retten. Seufz …
Creepy Tale ist ein Rätselspiel mit etwas unkonventioneller Mechanik: Anstatt massig Gegenstände aufzusammeln oder komplexe Apparaturen verstehen lernen zu müssen, gilt es hier in erster Linie, aufmerksam zu bleiben und Abläufe zu erlernen. Zur Verfügung stehen euch dabei, abhängig vom Abschnitt, lediglich zwei bis drei Kommandos: laufen nach link bzw. rechts, die Aktionstaste zum Aufheben von bzw. Interagieren mit Dingen in der Umgebung sowie an einer Handvoll Stellen im Spiel noch ein dritter Button zum Nutzen eures jeweiligen, temporär verfügbaren Werkzeugs, beispielsweise einer Flöte bzw. einer Angel.
Das Ziel eines jede Kapitels – insgesamt gibt es drei davon, mit jeweils einer Handvoll Unterabschnitten – ist es, unversehrt ans andere Ende zu gelangen, und zwar vorbei an jeder Menge schauriger Gestalten: von Monstern, die nur darauf warten, euch zu schnappen und zu fressen, über Hexen, die euch wohl kochen möchten, bis hin zu einigen Bewohnern der Gruselwelt, die sich anders herum eher vor euch fürchten oder euch sogar hilfreich zur Seite stehen. Die Rätsel sind dabei witzig gestaltet, jedoch nie sonderlich anspruchsvoll, und auch die Spiellänge fällt mit gerade einmal rund 30 bis 60 Minuten sehr dürftig aus und wirkt eher wie die Demo zu einem noch unfertigen Game.
Anders verhält es sich mit der Mythologie der Welt und ihrer Präsentation: Die Umgebungen und ihre Bewohner erinnern an die Filme Tim Burtons und lassen düstere Märchen-Atmosphäre aufkommen. Das gesamte Spiel ist in side-scrollendem 2D gehalten, mit simplen Animationen, die den Märchen(buch)-Charaktere dabei aber gezielt unterstreichen, während auch die Musik und Soundeffekte für passende Stimmung sorgen. Während seiner Story baut Creepy Tale zudem auch in kürzester Zeit seine spannende Welt auf. So erfahren wir beispielsweise, dass viele der Monster von farbigen Schmetterlingen belebt werden, die um sie herumflattern, während sie schlafen, oder auch wer überraschenderweise hinter der Entführung des Bruders steckt. All das macht Lust darauf, noch mehr über das Gruselreich und seine Bewohner zu erfahren, jedoch müssen wir uns – zumindest in Creepy Tale selbst – mit bloßen Andeutungen abfinden.
Schaurige Rätsel für Zwischendurch
Creepy Tale ist einfach gestrickt und obendrein richtig kurz, macht jedoch in Sachen Spielprinzip Spaß und versetzt uns obendrein in eine spannend aufgebaute, niedlich-gruselige Welt, über die wir gerne noch viel mehr erfahren hätten. Schade also, dass das Rätselabenteuer nach nicht mal einer Stunde auch schon wieder vorbei ist – wir wären gerne noch länger im Monsterwald geblieben.
Creepy Tale
System: Switch, PC
Getestet auf: Switch
Genre: Puzzle, Adventure
Entwickler/Publisher: Deqaf Studio
Erscheinungsdatum: 10. Juli 2020
Kira arbeitet bereits seit 2004 für diverse Videospiel- und Entertainment-Magazine, darunter auch die ehemaligen Printmagazine von Gamers.at und consol.at. Leidenschaftliche Zockerin ist sie allerdings schon seit dem Atari 2600 und sie kann sich auch nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.
1 Comment
margarete52
3. Oktober 2020ich finde das Spiel Creepy Tale SUPER. Leider viel zu kurz. BITTE mehr davon 🙂