Gerade, wenn es um VR-Mechaniken geht, reicht es manchmal, den Spieler in ungewöhnliche Umgebungen zu werfen, um ihn darin nach Lust und Laune herumspielen zu lassen. Paper Beast ist das perfekte Beispiel hierfür: Das seltsame Abenteuer inmitten einer Wüste, die von ebenso seltsamen Papierkreaturen bewohnt wird, erklärt rein gar nichts, macht auch nicht wirklich Sinn, fesselt irgendwie aber dennoch.
Yet Another World
Paper Beast entstammt der Feder von Spiele-Designer Éric Chahi, den langjährige Spieler vermutlich von seinen Games Another World und Heart of Darkness kennen. Wie diese beiden Titel, wirft euch auch Paper Beast in eine Welt, in der euch so gut wie nichts erklärt wird und ihr durch Herumexperimentieren somit selbst herausfinden müsst, was möglich ist und wie ihr die vorhandenen Mechaniken nutzen könnt, um die „Story“ voranzutreiben.
Warum „Story“? Weil Paper Beast im Gegensatz zu den beiden anderen genannten Spielen keine wirkliche Story hat – zumindest keine, die wir uns während des Spielens zusammenreimen konnten: Ihr startet im Interface eines Programmes, das zunächst wie ein Game-Menü aussieht, in Wahrheit aber schon Teil des Erlebnisses ist. Während die „Simulation“ berechnet wird, zeigt man euch zum Zeitvertreib zunächst mal ein schräges Musikvideo, in dem ihr auch schon damit beginnen könnt, die Mechaniken des Spiels zu verstehen: Dinge aufgreifen und herumziehen und verschiedene schräge Objekte dafür nutzen, um diverse Effekte zu erzeugen.
Einen nicht allzu hübschen Song später crasht das System und ihr findet euch inmitten einer Vorhang-verhangenen Wüste. Die ersten Mechaniken nutzend, reißen wir diese „Vorhänge“ auch fix ab und – siehe da – eine riesige Kreatur aus Papier setzt sich in Bewegung. Ab hier seid ihr mehr oder minder auf euren Forscherdrang angewiesen: Mittels der vorhin genannten Ziehfunktion und den verrückten Geschöpfen, die ihr in der Welt findet, gilt es, verschiedenste Effekte zu erzielen. Das gleichzeitig spannende, aber auch verwirrende daran: Euch wird absolut nichts erklärt, und wer darauf hofft, eine gewisse Logik hinter den Vorkommnissen der Paper Beast-Welt zu entdecken, der wird wohl ebenfalls enttäuscht werden.
Ambitionierte Tech-Demo?
Nach rund drei Stunden Spielzeit, während derer ihr immer schrägeren Kreaturen begegnet, bunte Steinchen sammelt, um euch später noch im Sandbox-Modus auszutoben, und nach und nach durch das Lösen der nicht allzu schwierigen Rätsel von einer Umgebung zur nächsten geratet, ist das Abenteuer auch schon wieder vorbei. Was dann bleibt, ist ein sehr gemischter Eindruck: Einerseits ist es faszinierend, in einer Welt wie jener von Paper Beast einfach herumzuexperimentieren, um zu sehen, welche Aktionen welche Effekte mit sich ziehen, auf der anderen Seite fühlt man sich aber auch, als hätte man gerade einen schlechten Trip durchgemacht, der zwar kunterbunt und angenehm verrückt war, bei dem im Endeffekt aber überhaupt nichts auch nur irgendeinen Sinn ergeben hat.
Die kargen Wüstenumgebungen, die dann aber dennoch mit eindrucksvollen Wolkenformationen, spektakulären Partikeleffekten und mehr auftrumpfen, lassen eine Art Safari-Feeling aufkommen – in einer fremden Welt mit fremden Kreaturen. Grafisch präsentiert sich das Abenteuer am PC übrigens um einiges schärfer als auf PSVR, auf dem es bereits im März erschien, und auch die Effekte und Texturen warten mit mehr Details auf. Zudem dürft ihr euch hier, anders als auf PS4, flüssig fortbewegen. Wer dabei schnell unter Motion Sickness leidet, kann aber natürlich nach wie vor auch auf die Teleportationsfunktion bauen.
Wie vorhin bereits erwähnt, könnt ihr während des eigentümlichen Abenteuers zuletzt auch Regenbogenblöcke sammeln, die Gegenstände im anschließend aufrufbaren Sandbox-Modus freischalten. Hier dürft ihr euch dann noch mal selbst als Konstrukteur der Papier-Welt versuchen und den verrücken Umgebungen der „Kampagne“ noch eure eigenen hinzufügen.
Papier-Safari
Paper Beast VR lässt sich nur mit einem Wort beschreiben: seltsam. Das Spiel wirft euch in eine verrückte Welt, in der euch außer ebenso verrückten Kreaturen und Umgebungen, die ihr selbst durch diverse Aktionen beeinflussen könnt, absolut nichts erwartet – zumindest nichts, das offensichtlichen Sinn macht. Und dennoch fasziniert das Spiel dank VR-Mechanik auf seine ganz eigene Art. Insofern kann ich euch zwar nicht wirklich sagen warum, aber mir hat’s gefallen.
Paper Beast VR PC
Systeme: PC (SteamVR), PS4 (PSVR)
Getestet auf: PC (SteamVR)
Genre: Puzzle
Entwickler / Publisher: Pixel Reef
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2020
Kira arbeitet bereits seit 2004 für diverse Videospiel- und Entertainment-Magazine, darunter auch die ehemaligen Printmagazine von Gamers.at und consol.at. Leidenschaftliche Zockerin ist sie allerdings schon seit dem Atari 2600 und sie kann sich auch nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.