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Review: Final Fantasy Crystal Chronicles Remastered im Test

Final Fantasy Crystal Chronicles im Test - Review von Unaltered Magazine

Wer Final Fantasy hört, dem kommen zunächst mal komplexe Rollenspiele mit jeder Menge Story in den Sinn. Tatsächlich gab es vor vielen Jahren, zu Zeiten des Nintendo Gamecube, aber auch schon einen Dungeon-Crawler im FF-Universum, den ihr mit bis zu drei Freunden im Couch-Koop bestreiten durftet: Final Fantasy Crystal Chronicles. Genau dieser Titel bekommt nun sein modernes Remake, mitsamt verbesserter Präsentation und einigen neuen Features.

Miasma überall

Final Fantasy Crystal Chronicles versetzt uns in eine Welt, die überschwemmt ist vom sogenannten Miasma, einer Art Nebel, der jedem, der sich in ihm befindet, schadet. Um davor sicher zu sein, besitzt jeder Ort in der Welt einen eigenen Kristall, der das Miasma fernhalten kann, jedoch einmal pro Jahr mit den Tautropfen spezieller Bäume, Myrrhetau, erneuert werden muss, um weiterhin seine Dienste leisten zu können. Um diesen kostbaren Myrrhetau zu sammeln, entsendet jeder Ort Karawanen, deren Aufgabe es ist, die diversen Dungeons der Welt zu erkunden, die besonderen Bäume zu finden, und den Tau in eigenen Kelchen zu sammeln und rechtzeitig nach Hause zu bringen.

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Im Spiel übernehmt ihr die Führung über eine derartige Karawane und zieht mit eurem eigenen Kelch, der gleichzeitig ebenfalls das Miasma von euch fernhalten kann, los. Zu Beginn erstellt ihr dafür zunächst einmal einen Charakter. Zur Auswahl stehen vier unterschiedliche Klassen mit jeweils anderen Schwerpunkten: Die Allrounder-Klassen der Clavats und Selkies, die Magierklasse der Yukes und die Melee-Klasse der Liltys. Jede davon stellt euch wiederum ein paar Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung: Je fünf visuelle Optionen für weibliche bzw. männliche Charaktere, vier Stimmen pro Geschlecht und einen von acht Berufen, die es euch im Spiel ermöglichen, beispielsweise selbst Crafting-Material zu erstellen oder Waffen zu schmieden.

Und dann geht es auch schon in die große weite Welt: Hier warten insgesamt 13 Regionen mit mehreren Bereichen auf euch, in denen ihr euch alleine oder mit Freunden ans Erkunden machen dürft.

Gemeinsam statt einsam

Final Fantasy Crystal Chronicles kann wahlweise alleine oder im Multiplayer gespielt werden, am meisten Spaß macht es aber eindeutig in einer vollen Party von vier Spielern. Während eurer Abenteuer muss dabei jeweils ein Team-Mitglied den Tau-Kelch tragen, während alle anderen im kleinen Miasma-freien Kreis um ihn oder sie herum bleiben müssen, um keinen Schaden zu nehmen. Spielt ihr alleine, übernimmt den Kelch euer Moogle-Begleiter Mog – und das ist auch gut so, denn wer immer den Kelch trägt, kann weder angreifen noch Truhen öffnen oder sonstige Gegenstände aufnehmen. Hier wird auch gleich ein kleines Problem des Titels deutlich, das bereits im Original bestand: das Miasma selbst.

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Das Konzept einer Welt, die nur mithilfe schützender Gegenstände betreten werden kann, ist an sich spannend, im eigentlichen Gameplay wird dies allerdings leider oft zum Frustfaktor: Der Kreis, in dem man sich rund um den Kelch geschützt bewegen kann, ist relativ klein, die Gegner hingegen oft groß mit ebenso großen Angriffsradien. Das bedeutet, dass man, vor allem im Multiplayer, oft schlicht mit Platz- und Übersichtsproblemen zu kämpfen hat. Gleichzeitig wird es oft notwendig, den Kelch zu verschieben – doch wer möchte bloßer Gegenstandsträger sein, anstatt sich aktiv am Kampfgeschehen zu beteiligen?

Im Singleplayer werden Kämpfe indessen oft sehr langwierig. Prinzipiell kann jeder Charakter, egal welcher Rasse, simple Melee-Attacken, Magie-Attacken sowie fokussierte Attacken ausführen. Während die normalen Melee-Attacken dabei sofort losschlagen, müsst ihr für die Magie- bzw. Fokus-Attacken die Angriffstaste längere Zeit gedrückt halten, dann einen Zielkreis über den Gegner führen und die Taste schließlich loslassen. Das alles klingt einfach genug, lenkt die Gegner aber niemand für euch ab, wird Timing umso wichtiger und längere Attacken gestalten sich oft als äußerst schwierig. So schlägt man lieber unnötig lange mit schlichten Melee-Attacken immer wieder ein, anstatt stärkere Angriffe zu starten, die einem womöglich eine ordentliche Tracht Prügel einbringen.

Im Multiplayer könnt ihr indessen nicht nur auf Ablenk- und Einkreis-Taktiken setzen, sondern auch koordinierte Angriffe für besonders viel Schaden abfeuern – so werden zwei Feuer-Attacken beispielsweise zu einer stärkeren Fira-Attacke. Ursprünglich musstet ihr euch hier gemeinsam vorm Bildschirm absprechen, im neuen Multiplayer möchte man euch nun mit einer neuen Timer-Mechanik das abgestimmte Angreifen erleichtern. Wirklich koordiniert wird alles aber nach wie vor nur dann, wenn ihr euch über Voice Chat – beispielsweise im PS4-Party-Modus oder auch über externe Programme – miteinander verständigt. Im Spiel selbst gibt es lediglich eine Chat-Funktion, die im Eifer des Gefechts nur bedingt hilft.

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Dungeon-Crawling statt Rollenspiel

Wer bei Final Fantasy Crystal Chronicles mit einem klassischen Final Fantasy im Multiplayer rechnet, dem sei hier gesagt, dass dies nicht wirklich der Fall ist. Die eingangs erwähnte Story rund um das Tautropfen Sammeln ist im Grunde schon die einzige Handlung, die ihr bekommt. Stattdessen verbringt ihr den Großteil eurer Zeit damit, die unterschiedlichen Gebiete zu erkunden, Materialien zu sammeln, um immer bessere Waffen zu schmieden, und neue Artefakte zu ergattern. Diese stellen übrigens auch das Quasi-Levelsystem eurer Charaktere dar – klassische XP gibt es hingegen nicht.

Zwischen den Dungeons, die ihr, wie erwähnt, mit Freuden bestreiten dürft, fahrt ihr alleine auf der Landkarte herum und werdet ab und an zudem in Ereignisse verwickelt – kurze Szenen mit anderen Charakteren und Karawanen, die euch die Welt und ihre Bewohner ein wenig näher bringen und für Abwechslung zwischen den Erkundungstouren sorgen. Unglücklicherweise erlebt ihr all diese jedoch auch im Multiplayer alleine und bestreitet ihr gemeinsam einen Dungeon, der das Jahr beendet – also euch in der Story weiterbringt, gilt dieser Story-Fortschritt nur für den aktuellen Anführer der Gruppe, nicht für alle Mitspieler. Dieser Mittelweg zwischen Single- und Multiplayer machte beim Couch-Koop vor einem Bildschirm sicher Sinn, zu viert vor vier unterschiedlichen Konsolen geht einem dabei allerdings oft das tatsächliche Koop-Gefühl ab.

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Durch alle Welten

Trotz aller Probleme, die sich aus dem Gameplay heraus ergeben, hat Final Fantasy Crystal Chronicles allerdings durchaus auch viele spaßige Seiten. Wer es liebt, gemeinsam mit seinen Freunden immer neue Landstriche zu erkunden und auf die Suche nach Artefakten zu gehen, ohne sich mit komplexen Themen oder komplizierten Mechaniken auseinandersetzen zu müssen, der wird hier seine Freude haben.

Habt ihr das Original am Gamecube damals gespielt und geliebt, erwarten euch zudem einige nette Verbesserungen: Zum einen sieht das Spiel nun um Längen hübscher aus: neue, schärfere Texturen, geupdatete Charaktermodelle und zusätzliche kosmetische Optionen lassen eure Helden und ihre Welt in modernem Glanz erstrahlen, das Spiel kommt nun mit größtenteils gelungener englischer Sprachausgabe und ihm wurden sogar einige neue Songs vom originalen Komponisten verpasst. Nach Abschluss des Hauptspiels dürft ihr euch nun zudem neuen, stärkeren Arealen und Gegnern stellen, und wer das Spiel zwar mit seinen Freuden spielen, aber nicht gleich vier Versionen kaufen möchte, für den gibt es noch ein ganz besonderes Feature: die Lite-Version.

Hat einer von euch das Hauptspiel, dann dürfen mit der Lite-Version bis zu drei weitere Freunde die ersten drei Gebiete mit euch erkunden, um sich selbst einen Eindruck von Final Fantasy Crystal Chronicles zu machen – und das übrigens bei vollem Crossplay. Die einzige Einschränkung gibt es für Freunde im Ausland – das Spiel kommt nämlich leider mit Region Lock.

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Final Fantasy goes Dungeon Crawling

Klassische Final Fantasys bestechen vor allem mit ihren mitreißenden Storys und der komplexen Spielmechanik – Final Fantasy Crystal Chronicles bricht aus diesem Konzept eindeutig aus und bietet euch indessen ein kurzweiliges Dungeon-Crawling-Erlebnis, das insbesondere mit Freunden Spaß macht. Das Remake besticht mit upgedateter Grafik, die sich auch vor modernen Spielen, insbesondere auf der Switch, nicht zu verstecken braucht, dennoch merkt man dem Titel seine Wurzeln als Couch-Koop an, beispielsweise bei der Abstimmung der kombinierten Sprüche, dem fehlenden Sprachchat oder der Tatsache, dass nicht das komplette Spiel, sondern nur die Dungeons selbst wirklich gemeinsam erlebt werden können. Fans des Originals oder all jene, die sich nach einem niedlichen, leicht zugänglichen Koop-Game ohne großartigen Tiefgang, dafür aber mit Final Fantasy-Atmosphäre sehnen, greifen immerhin ohne Bedenken zu.

6.4
Grafik:
7
Sound:
7
Steuerung:
6
Story:
6
Spielkonzept & Kampfsystem:
6
Final Fantasy Crystal Chronicles

Final Fantasy Crystal Chronicles

Systeme: PS4, Switch, Mobile
Getestet auf: PS4
Genre: Action-RPG, Dungeon-Crawler
Entwickler / Publisher: Square Enix
Erscheinungsdatum: 27. August 2020

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