Wenn die menschlichen Züge gänzlich weichen und ein kleines Insekt zurückbleibt, dann ist wohl Metamorphosis gestartet. Angelehnt an die Kurzgeschichte „Die Verwandlung“ von Franz Kafka, bekommen wir hier einen Platformer und mit Puzzle-Elementen und skurrilen Umgebungen. Kann dieser interessante Mix überzeugen?
Verwandlung
In Metamorphosis steuert ihr, wie bereits angeteasert, ein kleines Insekt in der First Person. Doch vielleicht sollten wir von vorne beginnen, denn das Geschehen beginnt eigentlich mit Gregor Samsa, einem mysteriösten, uns noch unbekanntem Mann. Gregor wird nach einer langen und scheinbar feuchtfröhlichen Nacht in einem Zimmer bei Joseph’s – einem Freund – munter.
Zuerst wirkt alles völlig normal, fast schon zu normal, doch der Eindruck hält nicht lange an. Sobald ihr nämlich das Zimmer verlasst, noch leicht torkelnd und durch den nächsten Gang wackelnd, beginnt ihr bereits, Merkwürdiges wahrzunehmen: Die Umgebung erscheint mehr und mehr sonderbar – inklusive verrückt-skurriler Bilder an den Wänden, die Menschen zeigen, welche sich mehr und mehr in Insekten verwandeln.
Hilfe, was passiert hier?, fragt sich Gregor, bis plötzlich alles um ihn herum zu wachsen scheint – oder schrumpft er? Hilfe. Ernsthaft, Hilfe!
Und dann ist es auch schon passiert: Ohne jegliche Vorwarnung starrt man schließlich auf seine zwei ehemaligen Hände, wo sich nun zwei kleine Insektenbeinchen befinden.
A Bug’s Life
Die Steuerung in Metamorphosis ist simpel gehalten und wird außerdem durch kurze Einblendungen erklärt. Mister Insekt kann sich dabei in jede Richtung bewegen, man kann hüpfen, und sobald man klebrige Substanzen in der Umgebung findet, außerdem auch motiviert an Oberflächen hinaufkrabbeln. Durch Betätigen der Tabulator-Taste bekommt man außerdem die Ansicht „Top-Down“, was einem dabei hilft, einen gewissen Überblick zu wahren – oder wiederzuerlangen.
Während man die Steuerung auch gleich ausgiebig austestet, erhält man bereits die erste Quasi-Mission: Wir müssen Joseph auf uns aufmerksam machen! Er muss uns doch helfen können, irgendwie! Ihr wollt doch nicht den Rest eures Lebens als Käfer fristen!
Dies rutscht jedoch gefühlt irgendwie schnell in den Hintergrund. Viel interessanter ist schließlich dieser mysteriöse „Tower“, welcher Jobs für die Insekten zu bieten hat. Also jagt man den speziellen Zeichen nach, die dorthin führen sollen. Prinzipiell soweit so gut, allerdings ist die Geschichte oft irgendwie sehr verwirrend und es demnach manchmal schwer, ihr zu folgen.
Während man also von A nach B tingelt, mit anderen Insekten spricht und kleinere Quests löst, darf natürlich auch das Jump’n’Run-Element nicht zu kurz kommen, und so legt ihr den Großteil der Wege krabbelnd, hüpfend oder kletternd zurück. Aufgrund der schieren Größe der weitläufigen Umgebungen und der Tatsache, dass wir darin ein kleines Insekt sind, bedeutet das manchmal sehr viel Laufarbeit, was mitunter etwas langatmig werden kann.
Was hingegen niemals langatmig wird: die surrealen Umgebungen anzuschauen. Diese sind wirklich schön gestaltet und bieten alle ihren ganz eigenen Charme. Auch die restlichen Objekte und Insekten sind gelungen umgesetzt und gliedern sich sehr schön in das Gesamtbild ein.
Wenn wir nicht gerade krabbeln oder klettern, lösen wir in Metamorphosis kleinere Puzzles. Diese bestehen zum Großteil daraus, die richtige Umgebung zu finden, um dann dort das richtige Objekt zu bewegen. Wer also anspruchsvollere Rätsel erhofft, schraubt seine Erwartungen besser zurück.
Soundtechnisch gibt es nichts zu meckern. Die Vertonung der Charaktere, inklusive der eigenen Insekten-Persona, sind gelungen und wirken ansprechend. Die Musik, welche uns durch Spiel begleitet ist nie übertrieben oder gar aufdringlich und passt zur skurrilen Atmosphäre.
Klein, aber oho!
Metamorphosis zeigt uns eine andere Perspektive. Wir sind mal ausnahmsweise kein strahlender Held, nein, wir sind ein kleines Insekt. Allerdings auch nicht freiwillig und so ziehen wir hinaus in die Welt um wieder ein Mensch zu werden. Und was soll ich sagen? Es hat mir Spaß gemacht. Die Grafik, das durchsuchen der Umgebung, die Freude wenn man etwas "klebrige Substanz" gefunden hat, denn dann kann man allmögliche Oberflächen raufkrabbeln. Allerdings sind die Puzzle ("Rätsel") Aufgaben sehr einfach gehalten und daher für jemanden, welcher schwierigere Aufgaben sucht wahrscheinlich eher ungeeignet. Das einzige tatsächliche Manko was mir einfallen würde: durch First Person und die Perspektive konnte ich nie lange am Stück spielen. Dies bedeutet, wenn euch schnell mal schlecht wird durch z.B. Dinge wie View Bobbing und dergleichen, dann könnte es euch ähnlich wie mir ergehen.
Metamorphosis
System: PC, Nintendo Switch, Xbox One, Playstation 4
Getestet auf: PC
Genre: Puzzle-Platformer
Entwickler / Publisher: Ovid Works / All In Games
Erscheinungsdatum: 16. Juni 2020
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Als Kind die Leidenschaft zu Videospielen und Science-Fiction entdeckt und was soll ich sagen: it’s a never ending lovestory!
All-Time Favorites: Star Wars, KOTOR, Mass Effect 1-3, The Witcher, Until Dawn, Dragon Age, Gibbous – A Cthulhu Adventure, …