Im Jahr 2007 überzeugte Crysis mit fulminanter, allerdings auch auffallend Hardware-hungriger Grafik – und nicht umsonst entstand der Running Gag: „Yes, but can it run Crysis?“ Nichtsdestotrotz zählt der Titel bis heute als Meilenstein des Shooter-Genres und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass nun ein Remaster auf den Markt gebracht wurde. Kann dieses ebenfalls überzeugen?
Crysis spielt im Jahre 2020 auf den (fiktiven) tropischen Ling-Shan-Inseln, irgendwo im Ostchinesischen Meer. Der Spieler, ein Mitglied der US-amerikanischen Spezialeinheit (US-Special Forces), wird nach einer Invasion der Nordkoreanischen Volksarmee (KVA) entsandt, um ein gefangen gehaltenes Archäologen-Team von den Inseln zu befreien. Das Spezialteam Raptor besteht aus fünf Mitgliedern, welche alle einen hochentwickelten Nanosuit tragen. Mit dessen Hilfe können sie wahlweise Stärke, Panzerung bzw. Geschwindigkeit erhöhen oder sich gar durch ein Unsichtbarkeitsfeld verbergen.
Ihr beginnt – wie auch schon damals im Jahre 2007 auf dem PC – im Mannschaftsflugzeug. Es folgt ein kurzer Introfilm, bevor ihr auch schon mit eurem Team den Abstieg per Fallschirm beginnt. Ein komisches, nicht näher definiertes Flugobjekt taucht plötzlich wie aus dem Nichts auf, rammt euch und ihr landet gerade noch mit Müh und Not im Wasser – euer Nanosuit scheint beschädigt, allerdings bewahrheitet sich dies nicht, denn nach einem Reboot sind alle Systeme zum Glück wieder online. Interessant zu erwähnen: Ihr könnt Crysis auf mehrere Arten spielen. So dürft ihr euch wahlweise durch die Levels schleichen und eher taktisch vorgehen, genauso könnt ihr aber auch einen Jeep kapern und euch den Weg freiballern. Ebenso möglich: wie Rambo zu Fuß aufräumen.
Mixed Bag
In Sachen Steuerung habt ihr neben den offensichtlichen Dingen wie bewegen, zielen und schießen außerdem noch die Möglichkeit, die Spezialfähigkeiten eures Nanosuits einzusetzen. Egal, ob ihr mitten im Gefecht eure Stärke oder Panzerung erhöhen wollt, alles möglich, allerdings ist nicht jeder Modus gleichberechtigt anwählbar, was mitunter etwas mühsam erscheint.
Was generell stark (negativ) auffällt, ist, dass die Steuerung mit dem Controller (auf der PS4) insgesamt sehr schwammig und teilweise stockend wirkt. Die Zielhilfe ist zudem bestenfalls Deko, denn tatsächlich konnte man keinen wesentlichen Unterschied erkennen, ob sie nun an war oder nicht.
Positiv punkten konnte Crysis Remastered hingegen definitiv in Sachen Sound: Die Sprachausgabe ist (wieder) sehr gelungen und auch die Effekte passten sehr gut zur Stimmung – nicht aufdringlich, aber jedes Mal gut untermalend. Dasselbe gilt für die Musik, welche zwar nicht durchgehend zu hören war, aber überall dort, wo sie erklang, die passende Stimmung einfing. Obendrein besonders schön: Mit Soundsystem konnte man die Waffensounds und Explosionen nochmal auf einem ganz anderen Niveau genießen.
Retro-Frust
Bei der Grafik wird es schon schwieriger: Optisch ist Crysis nach wie vor durchaus in Ordnung, an einigen Stellen sogar sehr ansprechend, im Vergleich zur ursprünglichen (PC-)Version konnte man sich allerdings mehr erwarten. Die PS4-Version wirkt grafisch insgesamt eher verschlimmbessert. Ein weiterer Wermutstropfen: die Veränderung der Farbpalette. Damit hat man sich keinen Gefallen getan, im Gegenteil;
so wirkte beispielsweise die berühmte Sonnenaufgangs-Szene am Strand komplett anders und das Besondere daran ging verloren. Das ist vor allem bitter für jene Spieler, welche das Spiel bereits 2007 am PC gespielt haben, und den direkten Vergleich ziehen können.
Auch die Effekte können auf Konsole nicht wirklich glänzen und wirken schlechter und insgesamt liebloser als beim Originalspiel auf dem PC. Das ist allerdings, zugegebenermaßen, ebenfalls vor allem dann Kritikpunkt, wenn man das ursprüngliche Spiel kennt. Ist dies nicht der Fall, wird man sich wohl durchaus an den Effekten erfreuen können. Ein wichtiger Punkt ist vielleicht noch die Fernsicht – der Level on Detail ist nicht sonderlich hoch. Auch das ist definitiv ein Mankopunkt. Was hingegen gut gelungen und schön anzusehen ist: Die Beleuchtung ist in Crysis Remastered definitiv moderner und eben – einem Remaster gebührend – schöner.
Can it run Crysis?
Spätestens an den Kontrollpunkten, wo das Spiel selbstständig speichert, kann man es nicht mehr ignorieren: das Spiel stockt – und das nicht wenig. FPS-Einbrüche sind euch sicher. Dasselbe passiert bei Explosionen: Sie stocken und wirken insgesamt meist nicht flüssig. Auch die Mikro-Ruckler, sobald wir uns umsehen – und dabei ist es egal, ob vertikal oder horizontal – stören. Die Performance von Crysis Remastered ist auf PS4 also leider wirklich mau und sollte bei einem neu aufgesetzten Spiel aus 2007 definitiv anders aussehen.
Ach, Crysis ...
Herrje, was soll ich sagen? Ich hatte mich wirklich auf die Remastered-Version gefreut und dann gibt es Schwächen in der Performance, die es im Jahre 2020 bei einem Titel aus 2007 einfach nicht geben sollte. Allerdings ist nicht alles schlecht an Crysis Remastered. Der Spielspaß ist insgesamt dennoch vorhanden, vor allem, wenn man die PC-Version nicht kennt, um Vergleiche zu ziehen. Also ja, es ist gut, dass es Crysis nun auch auf der PS4 gibt, allerdings wäre da definitiv mehr drinnen gewesen. Habt ihr die Möglichkeit, das Spiel auf dem PC nachzuholen, lege ich euch demnach lieber das ans Herz – hier gibt es neben mittlerweile sehr guter Performance nämlich auch wirklich schöne Mods.
Crysis Remastered
System: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
Getestet auf: PS4
Genre: Shooter
Entwickler / Publisher: Crytek & Saber Interactive / Crytek
Erscheinungsdatum: 18. September 2020
Als Kind die Leidenschaft zu Videospielen und Science-Fiction entdeckt und was soll ich sagen: it’s a never ending lovestory!
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