Freunde des futuristischen Kampf-Racens erinnern sich vielleicht noch an die Serie Wipeout. Während wir hier bereits seit 2012 auf einen neuen Ableger warten, haben sich in der Zwischenzeit immer wieder Entwickler daran versucht, einen würdigen Konkurrenten zu schaffen – meist mit wenig Erfolg. Pacer soll dies nun ändern.
The future is now
Das Spielkonzept von Pacer ist simpel: In schwebenden, futuristischen Fahrzeugen tretet ihr in rasend schnellen Rennen an, in denen es allerdings nicht nur darauf ankommt, als Erster über die Ziellinie zu gehen, sondern auch darum, eure Kontrahenten möglichst effektiv auszuschalten, ohne dabei selbst draufzugehen. So einfach das klingt, so positiv komplex gestaltet sich die tatsächliche Umsetzung des Titels.
Das Herzstück von Pacer ist der Singleplayer Karriere-Modus, der euch durch insgesamt zehn Teams schickt, die euch in zunehmend kniffligeren Rennen antreten lassen. Während die ersten davon euch noch lediglich mit den rasenden schnellen Bewegungen der Anti-Grav-Fahrzeuge an sich vertraut machen, geht es bald darum, mittels euren Waffensystemen möglichst viele Gegner zu eliminieren, per Minen-Abwurf nachkommende Racer in die Luft zu jagen oder bloß nicht zurückzufallen, da der aktuell Letzte alle paar Sekunden eliminiert wird.
Um euch darauf entsprechend vorzubereiten, könnt ihr euren Kampf-Speeder vor jedem Rennen entsprechend mit diversen Waffen samt Modifikationen sowie Performance-Elementen, wie bestimmten Antrieben, Brems- und Anti-Grav-Systemen, defensiven Mechanismen und mehr ausrüsten. So dürft ihr beispielsweise eure hohe Maximalgeschwindigkeit gegen mehr Lebensenergie oder mehr Schilde eintauschen, oder alles auf Speed setzen und euren Kontrahenten davonflitzen, bevor diese überhaupt noch eine Chance dazu haben, euch mit ihren eigenen Loadouts zu vernichten.
Zu den möglichen Waffen zählen beispielsweise Geschosse, Minen, elektrische Impulse, die eure Gegner aus dem Weg wischen, während sie ihnen zusätzlichen Schaden zufügen, oder auch Flash-Angriffe, die alle im Umkreis für kurze Zeit erblinden lassen. Welche ihr wählt, bleibt größtenteils euch überlassen, was viel Raum für individuellen Spielstil und Taktik lässt.
Look and Feel
High-Speed-Rennspiele mit coolem Setting wären nur halb so cool, wenn dabei nicht auch die Präsentation stimmen würde – und Pacer gibt sich hier keine Blöße: Das beginnt bei den insgesamt fünf Fahrzeugen im Spiel, die sich nicht nur jeweils unterschiedlich steuern, sondern die ihr auch mit Custom-Paint-Jobs, Logos, Figuren, andersfarbigem Auslass und mehr anpassen könnt, und zieht sich über den abwechslungsreichen Soundtrack bis hin zum Look der insgesamt 14 Strecken. Diese sind allesamt an die futuristischen Pendants von realen Orten angelehnt, und so rast ihr beispielsweise quer durch die Niagara-Fälle, vorbei an Buddha-Statuen in Indien oder sogar durch einen russischen Raumhafen. Der Level an Detail, der hier in das Streckendesign geflossen ist, mag während der blitzschnellen Auseinandersetzungen beinahe ein wenig untergehen, ist aber dennoch unglaublich hoch und lässt jedes Rennen noch actionreicher wirken.
Um für weitere Abwechslung zu sorgen, könnt ihr jede Strecke zudem in mehreren Versionen spielen: bei Tag, bei Nacht, in die Gegenrichtung oder auch gespiegelt. Kombiniert ihr das mit den drei wählbaren Geschwindigkeitsklassen und insgesamt sieben unterschiedlichen Renn-Modi – von den oben bereits genannten bis hin zu Storm, wo ihr im wörtlichen Auge eines Hurricanes bleiben müsst, um keinen Schaden zu nehmen, oder Flowmentum, wo es darum geht, möglichst schnell durch grüne Tore zu fahren, um eure stetig abnehmende Gesundheit zu regenerieren und so eine möglichst weite Strecke zurückzulegen, kommt hier garantiert keine Langeweile auf.
Auch der Soundtrack schafft massig Atmosphäre: Mehr als 80 Songs von Künstlern wie CoLD SToRAGE, DUB FX oder Ed Harrison begleiten euch während der Highspeed-Jagden. Sollten euch einzelne davon nicht zusagen oder ihr eine Handvoll darunter auf Loop hören wollen, könnt ihr diese im Menü übrigens entsprechend (de-)aktivieren.
Was sich leider nicht umstellen lässt, ist die Steuerung der Fahrzeuge und hier liegt einer der wenigen kleinen Wermutstropfen von Pacer: Während das Handling der Fahrzeuge an sich wunderbar funktioniert, könnte die Buttonbelegung für den einen oder anderen Renn-Veteranen ein wenig ungewöhnlich wirken, und leider darf diese auch nicht geändert werden – lediglich die Vibration könnt ihr an- oder abschalten. So müsst ihr euch damit abfinden, eure Air-Breaks mittels Schulterbutton-Trigger einzusetzen, eure Waffen mittels Schulterbuttons abzufeuern und für die Beschleunigung und den Boost die Aktionstasten zu nutzen. Nicht weiter schlimm, aber mitunter etwas gewöhnungsbedürftig.
Gegen die Welt
Neben dem Karriere- und dem Quickplay-Modus, in dem ihr alle Parameter – vom eigentlichen Rennmodus über die Geschwindigkeitsklasse und die Strecke bis hin zu Waffen erlaubt/gesperrt etc. – einstellen könnt, gibt es in Pacer auch noch einen Online-Multiplayer-Modus, der es euch erlaubt, gegen menschliche Kontrahenten aus aller Welt anzutreten. Das Matchmaking funktionierte während meines Testspiels problemlos und auch die Latenz war kein Problem.
Generell kann man bei Pacer in Sachen Technik kaum etwas bemängeln: Die Performance ist durchgehend solide, Lags, Framedrops oder verwaschene Texturen wären mir während meines Testspiels kein einziges Mal aufgefallen, und auch die Ladezeiten halten sich in zumutbaren Grenzen. Ein einziges Mal ist mir das Game schlichtweg abgestürzt, was bei über einem Dutzend an Spielstunden jedoch verkraftbar ist. Zudem könnten die Menüs ein wenig übersichtlicher gestaltet sein und gerade zu Beginn des Spiels wird einem gefühlsmäßig zu wenig zur Steuerung erklärt. Nach kurzer Zeit hat man jedoch alles gefunden bzw. herausgefunden und dem Spielspaß steht nichts mehr im Weg.
Action-reicher Highspeed-Spaß
Als bekennender Speed-Junkie, die auch im realen Leben gerne mal (auf speziell dafür gemachten Strecken!) aufs Gas steigt und obendrein Fan von futuristischen Sci-Fi-Settings ist, war Wipeout seit Jeher eines meiner liebsten Rennspiele, während mir die eher realistischen Pendants mit „normalen“ Autos nicht annähernd so sehr zusagen. Insofern war die Vorfreude auf Pacer groß – und tatsächlich macht der Titel riesigen Spaß. Das Feeling von Geschwindigkeit wird hier perfekt übermittelt und die Steuerung sowie die diversen Loadout-Möglichkeiten lassen auch in Sachen Handling zu keiner Zeit Frust aufkommen. Atmosphärisch unterstrichen wird alles von der fantastischen Präsentation, die ihr während der Highspeed-Rennen zwar nicht näher betrachten werdet, die dem Setting aber dennoch mehr Leben einhauchen, als man das von Racern üblicherweise gewohnt ist. Möchte man mit aller Kraft auch nach Negativpunkten suchen, dann seien die unübersichtlichen Menüs, die fehlende Möglichkeit, das Button-Layout anzupassen, sowie die mangelhaften Tutorials erwähnt – hier endet die Liste aber auch schon.
Pacer
Systeme: PS4, Xbox One, PC
Getestet auf: PS4 Pro
Genre: Rennspiel
Entwickler / Publisher: R8 Games Limited
Erscheinungsdatum: 29. Oktober 2020
Kira arbeitet bereits seit 2004 für diverse Videospiel- und Entertainment-Magazine, darunter auch die ehemaligen Printmagazine von Gamers.at und consol.at. Leidenschaftliche Zockerin ist sie allerdings schon seit dem Atari 2600 und sie kann sich auch nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.