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Review: The Suicide of Rachel Foster im Test

The Suicide of Rachel Foster im Test - Review von Unaltered Magazine

Ein verlassenes Hotel, abgeschnitten von der Außenwelt, ein düsteres Geheimnis – und ihr, die es lüften sollt. The Suicide of Rachel Foster fand nun nach einigen Monaten PC-Exklusivität auch seinen Weg auf Konsolen und verspricht ein Story-fokussiertes Abenteuer mit Fokus auf Atmosphäre. Doch hält es auch, was es verspricht?

Alleine in den Bergen …

In The Suicide of Rachel Foster schlüpft ihr nicht etwa in die Rolle der Titelheldin, sondern übernehmt die Kontrolle über Nicole, eine junge Frau, deren Eltern einst ein Hotel in den Bergen leiteten, das nun, nach deren Tod, verkauft werden soll. Nicole wuchs hier auf, doch seit Jahren steht das Hotel leer – der Grund: Rachels Selbstmord. Trotz den nie vollkommen geklärten Umständen steht nämlich eines fest: Nicoles Vater hatte ein Verhältnis mit der damals erst Sechzehnjährigen. Am Tage ihres Selbstmordes packte Nicoles Mutter ihre Sachen und gemeinsam verließen sie das Hotel, um seitdem nie wieder zurückzukehren. Der Verkauf des alten Gebäudes bedarf jedoch einiger Vorbereitungen und so findet sich Nicole nun, fast ein Jahrzehnt später, wieder im Timberline – und wie es kommen muss, bricht natürlich gerade an diesem Tag ein so schwerer Schneesturm über die Region ein, dass eine Abreise zunächst unmöglich wird. Zeit, das Beste aus der Situation zu machen und nicht nur das Hotel zu inspizieren, sondern auch das Geheimnis um Rachels Suizid zu lösen.

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… oder fast alleine

The Suicide of Rachel Foster ist kein Horrorgame. Hier verfolgen euch weder Monster noch Zombies noch müsst ihr euch vor anderen Wesen, die euch nach dem Leben trachten, verstecken. Der Titel ist stattdessen ein atmosphärischer Walking Simulator, der euch durch die weitläufigen Hallen und Gänge des Timberline Hotels führt und währenddessen eine schaurig-dunkle Narrative rund um die unlauteren Begebenheiten dort spinnt. Dennoch knallen Türen, Bücher über Religion, spirituelle Wesen und das Okkulte, zurückgelassen von Nicoles Vater, stapeln sich in dessen Zimmer, und Gerüchte rund um Sichtungen von Rachel lassen die Frage aufkommen, ob die junge Frau tatsächlich tot ist – oder vielleicht sogar als Geist durch die Hallen des alten Hotels spukt.

Immerhin muss sich Nicole all dem Psychostress hier – von den gruseligen Vorkommnissen bis hin zu den Dämonen ihrer Vergangenheit – nicht ganz alleine stellen: Irving, ein Mitarbeiter der Federal Emergency Management Agency oder FEMA, ist via zu den 90ern passendem Ziegelstein-Handy in stetiger Verbindung mit ihr, hilft ihr dabei, sich mit Essen zu versorgen, das Warmwasser anzuschalten oder den Strom wieder in Gang zu bringen. Unglücklicherweise wird auch die gesamte Story lediglich durch die Gespräche zwischen Irving und Nicole erzählt – was auch das größte Manko des Titels ausmacht.

Das Timberline ist groß und rein grafisch auch wirklich schön gestaltet: Jeder Raum scheint sorgfältig eingerichtet, alle notwendigen Einrichtungen, von der Küche über den begehbaren Kühlschrank, einen Ballsaal, Gästezimmer, Heizräume, Abstellkammern und mehr sind vorhanden und sehen alles andere als generisch aus – und dann wäre da noch das Highlight der Präsentation von The Suicide of Rachel Foster: das Sound-Design. Draußen tobt der Schneesturm, die alten Gemäuer knirschen und knarren, lose Fensterläden donnern … Ganz wie in einem tatsächlichen alten, verlassenen Haus kann man auch im Timberland schnell Gänsehaut bekommen – nicht etwa, weil sich dort Monster aufhalten, sondern weil alte, knarrende, dunkle Häuser nun mal gruselig sind.

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Was daran nun schlecht sein soll? So groß und atmosphärisch das Timberline auch ist, so wenig passiert dort im Endeffekt. Das Spiel ist aufgeteilt in zehn Abschnitte: ein Intro und 9 Tage, die als Kapitel dienen; jedes davon bloß wenige Minuten lang für eine Gesamtspielzeit von knapp drei Stunden. Den Großteil der Zeit verbringt ihr dabei damit, die einzelnen Bereiche des Hotels zu erkunden, doch leider findet ihr dort kaum etwas außer ein paar nutzlose Gegenstände, die sich hochnehmen und herumdrehen lassen. Wie vorhin bereits erwähnt, wird beinahe die Gesamte Story in Dialogen erzählt, während die Umgebung nur als leeres Setting dient, um euch während der Gespräche auch herumlaufen zu lassen. In Wahrheit könntet ihr jedoch den Großteil der Zeit genauso gut einfach auf einem der vielen Betten und Stühle im Hotel Platz nehmen und einfach den Handy-Gesprächen des Duos lauschen. Es ist schade, dass die Umgebung und die Gegenstände darin trotz aufwendigem und auch gelungenem Design eine so derart unscheinbare Rolle übernehmen.

Des Rätsels Lösung(?)

Ebenfalls nicht wirklich befriedigend ist leider die Story selbst. Was anfangs noch spannend beginnt und auch die Möglichkeit von tatsächlichen Spukerscheinungen im Hotel mit einbezieht, lässt einen am Ende doch enttäuscht zurück. Dabei sollten die Themen, die in The Suicide of Rachel Foster angesprochen werden, eigentlich unter die Haut gehen: Psychische Misshandlung, Beziehung mit Minderjährigen, Vernachlässigung, Selbstmord – all das wird während des Spiels zwar in den Plot integriert, jedoch in keiner Weise aufgearbeitet oder tiefer Beleuchtet. Die Ansätze wären da, die Umsetzung lässt jedoch leider viel zu wünschen über. Das Hauptproblem ist jedoch das Ende – bzw. die Enden – selbst: Beide möglichen Ausgänge der Story sind so düster wie die Geschichte selbst und etwas wie Katharsis sucht man in beiden vergebens.

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Verspieltes Potenzial

The Suicide of Rachel Foster macht vieles richtig: Die Atmosphäre im Hotel Timberline ist von Minute eins an wundervoll umgesetzt, nicht zuletzt der detailreichen Grafik und dem schönen Sounddesign geschuldet, und auch das Story-Konzept selbst zieht uns als Spieler schnell in seinen Bann. Unglücklicherweise verfällt der Titel jedoch schnell in dialoglastige Exposition über ereignislosem Gameplay, was das Spielerlebnis schlicht langweilig gestaltet. Die Story selbst scheint sich hingegen irgendwann ab der Hälfte des Spiels im Wirrwarr aus Möglichkeiten zu verlieren, ohne auch nur eine davon gekonnt auszuarbeiten: Da sind die vielleicht übernatürlichen Elemente, die aber stets subtil bleiben, die persönlichen Dämonen Nicoles, die losbrechen, jedoch nie in Sinn oder Zaum gebracht werden, und dann natürlich das Ende der Story, das zwar das Mysterium um Rachels Tod aufklärt, allerdings keinerlei Abschluss für Nicole bringt. Alles in allem hatte The Suicide of Rachel Foster die richtigen Ideen, setzt diese jedoch fernab von optimal um. Wer nicht allzu viel Wert auf tiefgängiges Storytelling oder Gameplay legt und einfach ein atmosphärisches Mystery-Spiel für einen einzelnen kalten Herbst- oder Winterabend sucht, macht dennoch nichts falsch.

7.5
Grafik:
8
Sound:
9
Steuerung:
7
Story:
6
The Suicide of Rachel Foster

The Suicide of Rachel Foster

Systeme: PS4, Xbox One, PC (Steam)
Getestet auf: PS4
Genre: Walking Simulator, Adventure
Entwickler / Publisher: ONE-O-ONE GAMES / Daedalic Entertainment
Erscheinungsdatum: 9. September 2020

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