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Review: Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge im Test

Star Wars Tales from the Galaxy's Edge - Review von Unaltered Magazine

Dass Star Wars und VR gut zusammenpassen, durften wir in den letzten Monaten bereits mehrfach sehen: Letztes Jahr erschienen zunächst alle drei Teile der Lichtschwert-Action/Escape-Room-Reihe Vader Immortal und erst vor ein paar Wochen konnten wir uns in Star Wars: Squadrons auch endlich ins VR-Cockpit werfen. Was bislang noch fehlte, war ein richtiger Star Wars-VR-Action-Shooter und nun haben wir auch diesen bekommen. Auftritt: Tales from the Galaxy’s Edge.

Willkommen auf Batuu

Wer Star Wars-Fan ist und dabei nicht nur die Filme und eventuell Serien schaut, sondern auch die Bücher liest und vielleicht sogar schon im eigenen Star Wars Land in Disneyland Kalifornien oder Florida war, dem ist Batuu längst ein Begriff. In Büchern wie Black Spire (Außenposten Black Spire), A Crash of Fate (Schicksalsschlag) oder Thrawn: Alliances (Thrawn: Allianzen) durften wir die Regionen und Leute des Outer Rim Planeten schon genauso kennenlernen wie in diversen Comics oder einem eigenen Kochbuch; und in Disneyland können wir sogar selbst durch die Straßen und Workshops des Black Spire Außenpostens laufen und VIPs des Planeten wie Vi Morradi, Dok-Ondar oder Mubo persönlich antreffen.

Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge schickt uns nun einmal mehr auf den multimedial bedienten Planeten und fügt ein neues Kapitel zu dessen Geschichte hinzu. Als Angestellte des Utai-Droidenhändlers Mubo starten wir unser Abenteuer auf einem Frachter im Weltall über Batuu. Eigentlich sollten wir neue Ware zu Mubo bringen, unglücklicherweise werden wir jedoch kurz vor der Landung von den Schergen der Guavian Death Gang attackiert. Glücklicherweise sind wir im Umgang mit Blastern bewandert und können uns mit diesen zur Wehr setzen, während wir unser Multitool nutzen, um Maschinen in Gang zu bringen, diverse Hebel bedienen, um die Fracht in Sicherheit zu schaffen, und uns schließlich per Rettungskapsel selbst gen Batuu schleudern, um nicht von der Anführerin der Death Gang ins Jenseits befördert zu werden.

Mit Müh und Not am Planeten angekommen, ist eure erste Anlaufstelle die Kantine des Harte-Schale-weicher-Kern-Barkeepers Seezelslak. Mit seiner imposanten Größe steht der Azumel vor euch und erzählt euch, dass eure abgeworfene Ware irgendwo in der Wildnis von Batuu gelandet ist – und dass ihr sie von dort besser wieder zurückholt.

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In den Fußstapfen von Han Solo und Co.

Die meiste Zeit während eures Abenteuers auf Batuu werdet ihr in der Wildnis des Planeten verbringen, die es zu erforschen gilt, während ihr euch gegen die angriffslustigen Mitglieder der Guavian Death Gang zur Wehr setzt – und das ist mit weit mehr Action verbunden, als man ahnen mag. Im Spiel habt ihr prinzipiell die Wahl, im Sitzen oder im Stehen zu spielen – wer immer die physische Möglichkeit und zumindest knapp 2×2 Meter Platz hat, sollte jedoch unbedingt zweitere Option nutzen, denn Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge ist weit mehr als ein schlichtes Erkundungsgame, bei dem ihr euch entspannt herumteleportiert. Der Titel schickt euch regelmäßig in action-geladene Gefechte in Umgebungen, in den ihr euch hinter Felsen, niedrigen Mauern, Maschinenteilen und mehr verstecken könnt, in schnellen Manövern eure Blaster zückt, Thermaldetonatoren nach euren Widersachern werft oder Trainingssonden in die Luft schleudert, sodass euch diese hinterher fliegen, ein paar der gegnerischen Schüsse auf sich ziehen und euch mit eigenen Attacken unterstützen können.

An eurem linken Armgelenk findet ihr einen Communicator, der euch mit Mubo und anderen Verbündeten in Verbindung hält, euch den Weg zum jeweils nächsten Missionsziel anzeigt und euch eine Scan-Funktion bietet, um beispielsweise zerstörte Droiden oder die örtliche Faune zu scannen und so Datenbank-Einträge zu generieren, die euch noch mehr über Batuu und seine Bewohner erzählen. Zusätzlich seht ihr dort auch eine Lebensenergie-Anzeige, die durch Bacta-Injektionen – praktisch auf eurem rechten Handgelenkt montiert – wieder aufgefüllt werden kann. Aber Achtung: Wie alles in Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge sind diese limitiert und etwas wie eine Pausefunktion, um euch schnell mal hochzuheilen, gibt es nicht. Stattdessen läuft alles in Echtzeit ab, ihr müsst selbst entscheiden, wann es Sinn macht, von einer Deckung zur nächsten zu stürmen, wann ihr euch (mit vollem Körpereinsatz) hinter Wänden oder Mauern verstecken wollt und wann ihr Detonatoren werft, Sonden einsetzt oder Bacta nutzt. Und das alles, während sich rund um euch auch die Gegner von allen Seiten anschleichen können – im Fall von gefährlichen, Laser-schießenden imperialen Sondendroiden oder fliegenden, tierischen Bewohnern Batuus sogar von oben.

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Alte und neue Bekannte

Im Herzen ist Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge ein waschechter VR-Shooter mit gelegentlichen (sehr einfachen) Rätseleinlagen, die es euch ermöglichen, Versorgungskisten zu öffnen, um Waffen, Credits sowie diverse Maschinenteile zu sammeln, die ihr in Mubos Workshop ebenfalls gegen Credits, und in Folge gegen neue Ausrüstung tauschen dürft. Die Konfrontationen finden dabei im ersten Teil des Spiels in vier unterschiedlichen Arealen statt, die euch von den offenen Klippenlandschaften Batuus, vorbei an den ikonischen schwarzen versteinerten Bäumen des Planeten, durch Höhlen mit neongrün leuchtenden Wasserfällen führen. Im Laufe der Reise trefft ihr zudem auf den einen oder anderen Bekannten, den selbst komplette Batuu-Neulinge wiedererkennen werden. Es hat unglaublich viel Charme, beispielsweise plötzlich einem lebensgroßen C-3PO gegenüberzustehen, der in seiner typisch-neurotischen Art um Hilfe bittet und dabei sogar von Originalschauspieler Anthony Daniels vertont wird.

Die Hauptstory von Tales from the Galaxy’s Edge wird euch – je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad von einfach bis schwer – sowie eurem Erkundungsdrang rund drei bis fünf Stunden beschäftigen; danach ist aber noch lange nicht Schluss mit Abenteuern im Outer Rim. Einige Missionen tun sich erst nach Abschluss der Hauptstory auf, andere dürft ihr bereits während dieser starten, könnt sie aber erst im Anschluss abschließen. In Seezelslaks Kantine warten weitere Herausforderungen – beispielsweise sollt ihr freche Porgs vertreiben oder einen Highscore im Dart brechen – und dann wären da noch die Erzählungen des gigantischen Barkeepers selbst: Sammelt ihr während eurer Reise durch die Wildnis die richtigen Zutaten für Seezel’s Cocktail, erzählt er euch zum Dank eine Geschichte über einen Jedi und dessen Padawan, die einst einen Dunklen Tempel samt Sith-Artefakt auf Batuu aufsuchten – und natürlich dürft ihr die Story in den Fußstapfen des besagten Padawans selbst nachspielen. Alles in allem könnt ihr so in Tales from the Galaxy’s Edge gut zehn Stunden verbringen, bis ihr wirklich alles gesehen und getan bzw. auch die letzte Herausforderung gemeistert habt. Zumindest bis Anfang nächstes Jahr Teil 2 erscheint.

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Von Licht und Schatten

Sollte das bis jetzt noch nicht klar genau genug gesagt worden sein: Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge macht richtig Spaß – und das trotz kleinerer, VR-typischer Probleme. Vieles an dem Spiel wurde wirklich vorbildlich umgesetzt: So habt ihr beispielsweise volle Kontrolle über die Position eures Körpers und könnt diesen in Relation zu eurem Blickwinkel nach vorne bzw. hinten verschieben und auch eure Inventar-Tasche weiter vorne oder hinten platzieren, um beispielsweise für ein wenig mehr Brust- oder Bauchumfang zu kompensieren. Was dabei leider nicht bedacht wurde, sind weiblich breite Hüften: Eure Waffen hängen links und recht an eurer Seite in Halftern und sofern ihr nicht voll beladen seid – mit Ersatzwaffen an den Seiten und zwei weiteren Waffen in den Händen –, springen diese beim Loslassen auch direkt zurück in diese, damit ihr sie nicht im Eifer des Gefechts verliert. Das kleine Problem an der Sache: Um die Blaster wiederum aus euren Halftern zu greifen, müsst ihr eure Controller nahe an sie heranbringen und bei femininem Körperbau heißt das, dass ihr näher an euch heranreichen müsstet, als euer Körperbau das mitunter zulässt. Mit ein wenig Verbiegen funktioniert es zwar auch so, allerdings merkt man daran, dass das Spiel vor allem mit männlichen Spielern im Hinterkopf programmiert wurde.

Kleine Probleme gibt es auch beim Aufheben von Gegenständen: Streckt ihr eure Hand nach etwas in eurer Umgebung, erscheint ein Marker darauf, der euch die Credits, Waffen, Bacta-Injektionen etc. direkt aufheben lässt, ohne dass ihr wirklich danach greifen müsst. Ab und an will der Marker jedoch partout nicht erscheinen, obwohl ihr direkt vor dem jeweiligen Gegenstand steht. Während der Erkundungstouren ist das nicht weiter schlimm – richtig dumm wird es aber, wenn ihr gerade von fünf Death Gang Schergen umgeben seid und die Waffe am Boden einfach nicht in eure Hand will. Und kniet ihr euch hinter eine Mauer, dann kommt es ab und an auch vor, dass euer virtueller Körper so ungünstig im Weg „liegt“, dass ihr die Dinge direkt vor euch am Boden nicht aufheben könnt, da dieser schlicht im Weg ist.

Trotz allem jammern wir hier aber auf hohem Niveau, denn ganz allgemein funktioniert die Steuerung in Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge blendend: Die Schussmechaniken fühlen sich real an, die Waffen überhitzen, wie sie das sollen, bzw. geht ihnen regelmäßig die Munition aus, sodass ihr euch immer neue Geschütze besorgen müsst, auch das Werfen von beispielsweise Thermaldetonatoren fühlt sich wunderbar echt an und die Tatsache, dass wir uns während des Spiels wirklich wie ein richtiger Möchtegern-Han-Solo in Deckung werfen, hinter Wänden hervorlugen, in Containern verstecken oder in Windeseile aus dem Staub machen können, sorgt für Immersion, wie man sie selbst in VR-Spielen meist noch vermisst. Kombiniert man das alles mit der schönen Soundkulisse samt stimmigen Effekten und durchwegs erstklassigem Voice-Acting sowie der mit vielen Details versehenen Grafik, die nicht nur Star Wars Fans verzaubern wird, haben wir es hier wohl mit einem der bislang besten VR-Games überhaupt zu tun.

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Unvergleichliches Star Wars Feeling

Star Wars hatte im Laufe der Jahre (neben einigen weniger gelungenen Titeln) immer wieder richtige Spieleperlen zu verzeichnen, die Fans des Franchises das Gefühl geben konnten, wirklich ein Teil der weit, weit entfernten Galaxis zu sein. Dank VR wird die Immersion jetzt allerdings noch mal auf ganz neue Levels gehievt, und Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge setzt allem – zumindest in diesem Bereich – tatsächlich die Krone auf. Auch wenn das Spielprinzip an sich im Grunde bloß ein Shooter im Krieg der Sterne-Universum ist, ist hier alles so stimmig und spaßig umgesetzt, dass man beim Spielen tatsächlich vergisst, dass man bloß in seinem Wohnzimmer mit Brille am Kopf herumspringt und nicht etwa tatsächlich gerade Abenteuer auf Batuu erlebt und dabei langjährige Freunde wie C-3PO oder Yoda begleitet. In Sachen Handling könnten die Entwickler für kommende Teile noch etwas nachbessern, prinzipiell wird hier aber vieles schon vorbildlich gemacht – und zumindest das Live-Action-Feeling mit Echtzeit-Waffenwechseln, Detonatoren Werfen, Bacta Anwenden, in Deckung Gehen und mehr könnte viel besser nicht sein. Wer Star Wars (und VR-Shooter) liebt, sollte sich Tales from the Galaxy’s Edge auf keinen Fall entgehen lassen.

8.2
Grafik:
8
Sound:
9
Steuerung:
7
Story:
8
Immersion:
9
Star Wars: Tales from the Galaxy's Edge

Star Wars: Tales from the Galaxy's Edge

Systeme: Oculus Quest
Getestet auf: Oculus Quest 2
Genre: VR-Shooter, VR-Adventure
Entwickler / Publisher: ILMxLAB / Disney
Erscheinungsdatum: 19. November 2020

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