Es ist gerade mal einen Monat her, dass Ubisoft den zweiten DLC zum Action-Rollenspiel Immortals: Fenyx Rising veröffentlicht hat, und schon steht der Release des dritten und letzten DLCs, Die verlorenen Götter an. Diesmal ist Ubisoft Quebec wieder das federführende Studio und liefert nicht nur einmal mehr eine neue Storyline, sondern hat auch das Gameplay ein wenig auf den Kopf gestellt.
Der Streit der Götter
Unsere Geschichte beginnt nach der Storyline des Hauptspiels, daher werdet ihr auch beim Start des DLCs gewarnt, dass er Spoiler enthält. Poseidon und Zeus liegen im Klinsch und beide Götter zerstreiten sich so sehr, dass Poseidon sich auf die vergessene Insel von Dädalus verzieht. Doch nicht nur er: Weitere Götter, die Poseidon zustimmen, gehen mit ihm ins Exil. Der Zustand, dass es gerade zwischen den beiden großen Götter kracht, ist für die verbleibenden Olympier nicht gerade gut, da er sie angreifbar macht. Also suchen Athena und Fenyx, die mittlerweile im Olymp angekommen ist, nach einem Plan, die beiden Brüder wieder zu versöhnen.
Da Zeus den Göttern verboten hat, sich in diesen Streit einzumischen, müssen die Damen allerdings einen kleinen Trick anwenden: Nicht sie werden tatsächlich tätig werden, sondern eine Heldin, die an ihrer Stelle die Versöhnung herbeiführen soll – und wer bietet sich da besser an, als die junge Ash, die jetzt schon viel mit den Göttern spricht, auch wenn diese bislang nie geantwortet haben. Umso größer der Schock, als dies dann doch passiert. Ash ist vor allem von der neuesten Olympierin Fenyx sehr angetan und fällt vor Schreck direkt um, als plötzlich ihre Stimme erklingt. Sogleich stattet Fenyx Ash mit ihrem Schwert und ihrer Axt aus, und ein paar wertvolle Ratschläge von Athene, als Eule getarnt, später – allen voran, dass Götter Opfergaben benötigen, um Wunder zu wirken – kann die Reise auch schon losgehen.
Neues aus dem Reich der Götter
Wie im vorangegangenen DLC haben sich die Entwickler von Ubisoft Quebec für Die verlorenen Götter eine ganze Menge an Neuerungen einfallen lassen, die eigentlich schon fast ein ganz neues Spiel ergeben, sich aber dennoch in vielen Teilen wie das Hauptspiel anfühlen. Die erste Änderung, die einem auffällt, ist natürlich die neue Ansicht. Die verlorenen Götter verlässt die bisherige Third-Person-Perspektive und präsentiert uns das Geschehen stattdessen in Iso-Ansicht, ähnlich wie man es beispielsweise von Diablo kennt. Interessanterweise bleibt die Steuerung im Vergleich zum Hauptspiel dennoch gleich, das heißt, wenn ihr diese beherrscht, müsst ihr euch nicht erst umgewöhnen, was einen Umstieg völlig problemlos gestaltet. Was sich mit der isometrischen Ansicht jedoch sehr wohl ändert, ist der Umgang mit der Kamera, die ihr nun auch des Öfteren drehen müsst, um versteckte Dinge zu entdecken.
Die Ansicht alleine war aber noch lange nicht Änderung genug, und so wurde für Die verlorenen Götter auch das gesamte Fähigkeiten-System überholt. Zentrales Element aller Fähigkeitsentwicklung sind ab nun Altare, die quer über die Karte verteilt sind. Ihr müsst also nicht mehr zum Haupttempel, um eine eurer Fähigkeiten oder Waffen zu verbessern, sondern könnt dies an einem dieser Altare tun. Beginnt ihr dort zu beten, wird euch aber auch das veränderte Menü auffallen und gleich etwas ins Auge springen: Da gibt es eine Opfergabe, um zu speichern. Richtig, überall schnell speichern gibt es nicht mehr. In Die verlorenen Götter müsst ihr dafür Feigen sammeln und diese dann auf einem Altar opfern, was für neue Herausforderungen sorgt. Was ebenfalls eine interessante Neuerung darstellt, ist das Binden von Fähigkeiten an Elemente, wodurch die entsprechenden Attacken mehr oder weniger Schaden an Gegnern machen können. Und mit an Board sind auch bereits bekannte Elemente, wie die Risse zum Tartarus – und gerade bei den Rätseln in diesen wird nun viel mit der neuen Kamera-Steuerung gespielt.
Veraltet und fehl am Platz?
Die Frage, ob die Änderungen, vor allem die Iso-Ansicht und die Retro-Speicherfunktion, nicht etwas veraltet und fehlt am Platz sind, ist an dieser Stelle zwar berechtigt, kann aber schnell mit nein beantworten werden. Der neue Stil bedarf vielleicht einer kleinen Eingewöhnungsphase, aber führt auch dazu, dass sich Die verlorenen Götter wie ein komplett neues Spiel innerhalb der Immortals-Serie anfühlt und nicht wie der DLC, der es ist. Auch das komplett überarbeitete Waffen- und Fähigkeiten-System unterstützt diesen Eindruck und erinnert nur mehr schwach an das Urspiel. Dennoch haben es die Damen und Herren von Ubisoft Quebec jedoch geschafft, einen nahtlosen Übergang zwischen diesem und Die verlorenen Götter zu schaffen – nicht zuletzt durch die gerenderte Intro-Sequenz des DLCs, die gleitend von der Third-Person- in die Iso-Ansicht wechselt, aber auch durch das Verwenden vieler Texturen und Modelle aus dem Hauptspiel, die das Neue angenehm vertraut wirken lassen.
Generell präsentiert sich der DLC trotz aller Anpassungen so schön wie schon die Vorgänger, und auch die Soundkulisse ist wieder so wunderbar orchestralisch und mystisch wie zuvor. So manches Manko des Hauptspiels bleibt, aber alles in allem bringt der neue DLC Die verlorenen Götter keine neuen Schwächen mit sich, dafür aber das Gefühl eines komplett anderen, gelungenen Spiels in der Immortals-Welt.
Götter im neun Blickwinkel
Mit Die verlorenen Götter hat Ubisoft binnen kürzester Zeit einen weiteren Top-DLC für Immortals: Fenyx Rising herausgebracht, der sich mehr nach eigenständigem Spin-off im Immortals-Universum als tatsächlicher DLC anfühlt. Trotz Neuerungen wie dem Wechsel in die Iso-Ansicht oder dem neuen Fertigkeiten-System samt Retro-Speicheroption an Altaren fügt sich alles nahtlos in das hochwertige Gesamtpaket der DLC-Season ein, die uns schon um einiges mehr an gelungenem Content und spaßigem Spielerlebnis geboten hat als so mancher Vollpreistitel. Wer den Season Pass (noch) nicht besitzt, kann Die verlorenen Götter übrigens in einer speziellen Mission, genannt „Gift, Kälte und Feuer“, hoch im Nord-Osten des Hauptspiels antesten - und sollte dann auch direkt zugreifen.
Immortals Fenyx Rising: Die verlorenen Götter
Systeme: PC, PS4, PS5, XBox One, XBox X|S, Nintendo Switch
Getestet auf: Xbox One X, Xbox Series X
Genre: Action-RPG
Entwickler / Publisher: Ubisoft Quebec/ Ubisoft
Erscheinungsdatum: 22. April 2021
Der Bastler, der Techniker, der Zocker – In die goldene Zeit des Videospiels hinein geboren, ließ ihm die Technik in und um Videospiele keine ruhige Minute mehr. Dies führte zu vielen hingebungsvollen Stunden voller Spaß, Frust und Leidenschaft. Durch glückliche Fügungen stolperte er in den Games Journalismus, wodurch es ihm ermöglicht wird diese Erfahrungen weiter zu geben.