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Review: Star Wars Poe Dameron: Free Fall

Star Wars Poe Dameron Free Fall Review von Unaltered Magazine

Vergangenen Dezember mussten wir nach 42 Jahren schlussendlich Abschied von den Star Wars-Helden unserer Kindheitstage nehmen – glücklicherweise aber nur auf der großen Leinwand. Während die Skywalker-Saga mit Der Aufstieg Skywalkers zu Ende ging, ist für den Krieg der Sterne selbst nämlich noch lange kein Aus in Sicht – und auch die neu eingeführten Helden der letzten Trilogie dürfen in Büchern, Comics und mehr auch zukünftig Abenteuer erleben. Das erste direkte Tie-in-Buch dieser Art, Free Fall, widmet sich dabei Resistance-Pilot Poe Dameron, und im Speziellen der in Episode IX bereits angeteaserten, nicht ganz so astreinen Vergangenheit des Rebellen.

Poe Dameron in Free Fall ist noch einige Jahre von seiner Karriere unter Leia Organa entfernt und lebt als 16-Jähriger mit seinem Vater auf dem ruralen Mond Yavin 4. Kes Dameron, einstiger Pathfinder und Rebell im Widerstand gegen das Imperium, hat genug vom Kämpfen und möchte nichts weiter, als den Rest seiner Tage in Frieden verbringen – doch Poe hat andere Pläne. Im Gegensatz zu Kes träumt er von einer Zukunft als Pilot und von Abenteuern zwischen den Sternen – allesamt motiviert von den Geschichten seiner verstorbenen Mutter, der einstigen A-Wing-Pilotin Shara Bey. Als eines Tages schließlich eine Gruppe vermeintlicher Schmuggler auf Yavin 4 auftaucht und Poe ein Leben abseits seines störrischen Vaters und der ewig unveränderlichen Langeweile des Mondes in Aussicht stellt, steht seine Entscheidung schnell fest – zumindest bis er realisiert, worauf er sich dabei tatsächlich eingelassen hat …

Im Gegensatz zur Star Wars-Sequel-Trilogie zeigt uns Free Fall einen Poe Dameron, der noch nicht sicher ist, wo genau sein Platz im Universum wirklich liegt. Inspiriert von den Werten und einstigen Taten seiner Eltern, insbesondere seiner Mutter, weiß er vor allem eines: Ein ruhiges Leben als Farmer, in den Fußstapfen seines zunehmend apathischen Vaters, kommt für ihn nicht infrage. Zwischen waghalsigen Flügen in Sharas altem A-Wing, daraus resultierenden Run-ins mit der Civilian Defense Force und einer Serie an scheinbar niemals endenden Konfrontationen mit Kes, sind seine Tage vor allem von einem geprägt: dem Wunsch nach mehr – nach einer Gelegenheit, sich zu beweisen, seine eigenen Abenteuer zu erleben und dem Vermächtnis seiner ebenso abenteuerlustigen Mutter zu folgen.

Der Anschluss an eine Gruppe Schmuggler, die nach einem unglücklichen Zwischenfall passenderweise gerade einen Piloten zu wenig hat, ergibt sich somit wie von selbst – und als klar wird, dass die Schmuggler in Wahrheit Spice Runner sind und doch mehr Dreck am Stecken haben als bloß Diebstahl und den illegalen Transport von im Grunde harmlosen Waren, tut sich für Poe eine Kluft auf: zwischen tief verankerten Werten von Gerechtigkeit und Moralität auf der einen Seite und der unbändigen Sehnsucht nach einem Leben voller Aufregung und Herausforderung auf der anderen. Und natürlich wäre da auch noch Zorii Wynn – die erste Person in Poes Leben, die seine Träume tatsächlich zu verstehen scheint, und sich ihm irgendwann womöglich sogar auf weniger bedenklichen Pfaden anschließen könnte, kann er nur warten, bis sie bereit dazu ist …

Der interne Monolog und die ständige Frage danach, was Poe für das Leben seiner Träume bereit ist zu opfern, machen die zentralen Themen von Free Fall aus und wurden von Alex Segura nicht nur innerhalb der Story exzellent umgesetzt, sondern fügen sich auch nahtlos in alles ein, was wir aus chronologisch späteren Werken über Poe Dameron wissen. All jene Fans, die nach Der Aufstieg Skywalkers also – wie, zugegeben, auch ich selbst – ein wenig verwundert waren, wie genau sich eine Vergangenheit als Spice Runner mit der Herkunft und Persönlichkeit des eindeutig auf der Seite der Gerechtigkeit stehenden Piloten vereinbaren lässt, werden keinesfalls mit Charakterbruch oder unlogischem Drama zugunsten spannender Stories enttäuscht, sondern können sich auf ein fabelhaft umgesetztes Buch voller Introspektive freuen.

Nicht nur Poe selbst wurde in Free Fall jedoch Tiefgang verpasst, auch den anderen wichtigen Charakteren des Buches, wie der aus Episode IX ebenso bekannten Zorii, Poes Vater Kes oder der neu eingeführten Quasi-Antagonistin, der New Republic Security Bureau Agentin Sela Trune. Generell dreht sich in Free Fall alles ums Hin-und-her-gerissen-Sein: Poe zwischen seinen Werten und seinen Wünschen, Zorii zwischen ihrer Loyalität gegenüber den Spice Runnern und der Aussicht auf einen Neubeginn, Kes zwischen den Traumata seiner Vergangenheit und der Liebe zu seinem Sohn, und Sela zwischen ihrer Professionalität und einer persönlich inspirierten Vendetta gegen die Spice Runner von Kijimi.

Poe Dameron: Free Fall reiht sich somit gleich in eine ganze Serie an Genres ein: Jugendroman mit Fokus auf Selbstfindung, introspektive Familiengeschichte, Rache-Story, aber natürlich auch Abenteuer-Roman mit allem, was dazu gehört – von spannenden Weltraumschlachten über Verfolgungsjagden samt Blastergefechten bis hin zu Mord, Verrat und ein wenig Romantik. Und das alles im Star Wars-Universum mit Gastauftritt von Babu Frik – viel besser wird es nicht.

Back to the Roots

Origin Stories sind eine ganz eigene Klasse an Geschichten – zum einen weiß man bereits, wo die Reise schlussendlich hinführen wird, zum anderen macht es genau das aber so interessant, zu sehen, wo alles begonnen hat und wie aus einem Charakter das wurde, was wir letztendlich von ihm kennen. Alex Segura erzählt in Poe Dameron: Free Fall auf fabelhafte Weise, wie aus einem rebellischen Teenager mit Drang nach Abenteuer schließlich ein tatsächlicher Rebell im Widerstand gegen die First Order wurde, und das alles verpackt in einer spannenden Selbstfindungs-Story mit Krimi-Flair, die sich in Sachen Introspektive und Emotion keineswegs zurückhält. Wer Poe Dameron und/oder Zorii Bliss schon in den Filmen mochte oder sich einfach eine weitere, exzellent geschriebene Story im Star Wars-Universum wünscht, der ist hier goldrichtig. Hey-hey!

9
Buchbewertung:
9
Star War Poe Dameron: Free Fall

Star War Poe Dameron: Free Fall

Autor: Alex Segura
Verlag: Lucasfilm Press
Genre: Sci-Fi/Fantasy
Seiten:
384
Alter: ab 12 Jahren
Erscheinungsdatum: 4. August 2020 (Englisch; deutsche Version folgt)

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