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Review: The Dark Pictures Anthology: House of Ashes im Test

Rechtzeitig zum Beginn der dunklen Jahreszeit geht die Dark Pictures Anthology von Supermassive Games in die dritte Runde. Nach Ausflügen auf ein Geisterschiff und in eine heimgesuchte Stadt, geht es in House of Ashes nun in einen von Dämonen heimgesuchten unterirdischen Tempel im Irak – und obwohl wir diesmal nicht mit Zivilisten, sondern hartgesottenen Elitesoldaten losziehen, wird schnell klar, dass das Abenteuer deshalb keineswegs weniger potenziell tödlich ausfällt …

Von chemischen Waffen und sumerischen Göttern

Wir schreiben das Jahr 2003. Saddam Hussein wurde soeben gestürzt und der Irakkrieg für offiziell beendet erklärt. Eine Frage bleibt jedoch: Wo befindet sich das angeblich existierende chemische Waffenlager? Ein neuartiges Satellitensystem, eingesetzt von Lieutenant Colonel Eric King, soll die Antwort liefern – und schon werden er und seine neue Truppe, abgeluchst von seiner Noch-Ehefrau und CIA Field Officer Rachel King, losgesandt, um dieses zu räumen. Ein paar Fehltritte später finden sich die Soldaten allerdings allesamt nicht im erwarteten Waffenlager wieder, sondern in den Ruinen eines unheimlichen Tempels, der zu allem Übel auch noch verflucht zu sein scheint – von in ihrem Stolz verletzten sumerischen Göttern, die daraufhin ihre dämonischen Schergen losließen.

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Auf ins Ungewisse

Die Haupt-Story von House of Ashes selbst muss sich keineswegs hinter den bisherigen Geschichten der Dark Pictures Anthology verstecken: Was als Actionknaller im Kriegsgebiet beginnt, wird zunehmend zum mysteriösen Horror-Abenteuer voller dunkler Gänge, unheimlicher Monster und unerwarteter Wendungen. Auch die Charaktere fügen sich hier ein. Wie bereits im Vorgänger, bestimmt ihr dabei im Zuge von Dialogentscheidungen mit, wie sich diese selbst, aber auch ihre jeweiligen Beziehungen zueinander entwickeln. So können Eric und Rachel sich endgültig entfremden oder wieder zusammenfinden, neue Bünde geschlossen werden oder alte Freundschaften zu Bruch gehen. All das beeinflusst künftige Ereignisse bzw. öffnet oder schließt mögliche Pfade. Als einziger Negativpunkt in Sachen Story schleicht sich hier das Gefühl ein, dass man versucht hat, neben der Dämonen-Geschichte auch diverse Subplots einzubauen, die im Endeffekt jedoch viel zu kurz kommen und nur noch im Ansatz vorhanden sind – diese kleinen Sackgassen gleicht die interessante Hauptstory allerdings aus.

Nicht nur eure Wahl in Dialogen bestimmt zudem das Geschehen, auch eure Erfolge oder Missgeschicke in Quick-Time-Events (QTEs), die neben der Erkundung der Gegend nach Geheimnissen den Großteil des Gameplays ausmachen. Hierbei müsst ihr in Genre-üblicher Manier zum richtigen Zeitpunkt die anzeigten Buttons drücken, um beispielsweise Hindernisse zu überwinden, Attacken auszuweichen oder euch Widersachern zu entledigen. Das Spannende dabei ist, dass auch Fehltritte nicht immer zum schlechtesten Ende führen müssen – sie führen euch lediglich auf einen anderen Pfad, und im Voraus ist meist nicht ersichtlich wie genau oder welchen Einfluss eure Handlungen auf spätere Kapitel im Spiel haben werden. Das Resultat ist jede Menge Wiederspielwert – und nicht nur dann, wenn ihr es ‚geschafft‘ habt, den Großteil eurer Party versehentlich zu meucheln und es im nächsten Anlauf mit mehr Überlebenden schaffen möchtet. Sicher ist in House of Ashes wirklich niemand.

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Dem Wiederspielwert ebenfalls zuträglich sind die auffindbaren Geheimnisse im Spiel, die ihr in Form von Artefakten, Tagebüchern und mehr einsammelt. Sie alle geben euch kleine Hinweise darauf, was sich in den Tempelruinen tatsächlich abgespielt hat bzw. abspielt und bauen so den Story-Hintergrund weiter aus. Ebenfalls zu finden sind außerdem wieder die der Serie ihren Namen gebenden Dark Pictures. Durch sie erhaltet ihr Visionen, die euch mögliche Folgen eures Handelns zeigen, die es zu verhindern gilt, um dem Tod ein Schnäppchen zu schlagen.

Interaktiver Film

Das alles hört sich nun an, als hättet ihr mit House of Ashes alle Hände voll zu tun, und zumindest in Sachen Spielzeit wird uns hier auch genügend geboten. Der neueste Teil der Dark Pictures-Reihe ist in drei Abschnitte aufgeteilt, die – Suche nach Geheimnissen und Dark Pictures inklusive – allesamt in rund vier bis fünf Stunden durchgespielt werden können. Hierzu muss allerdings gesagt werden, dass ein Großteil dieser Spielzeit aus Erkunden der Umgebung und vielen, oft recht langen Cutscenes besteht. Cineastisch schön umgesetzt, heißt das dennoch, dass sich House of Ashes recht langsam spielt und eher wie ein interaktiver Film als ein forderndes Action-Adventure wirkt. Selbst im Vergleich zu den beiden vorige Teilen fallen die QTE-Passagen diesmal ein wenig dürftig aus und oft wünscht man sich, man dürfte während der Zwischensequenzen ein wenig öfter zum Controller greifen, anstatt bloß zuzusehen – insbesondere im Koop-Modus mit Freunden, in dem die Charaktere aufgeteilt werden und jeder einzelne Spieler somit noch seltener aktiv dran ist. Dennoch macht das Spiel gemeinsam sogar noch mehr Spaß als alleine.

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Licht und Schatten

Ein weiteres Manko gibt es beim Handling. Die Steuerung an sich ist simpel gehalten und geht gut von der Hand – sofern man es nicht gewohnt ist, die X-Achse der Kamera zu invertieren. Aus irgendeinem Grund gibt es in House of Ashes zwar vier unterschiedliche Möglichkeiten, die Y-Achse zu ändern –Erkundungs-Kamera, Zielen, Bewegung und Objekt-Betrachtung haben jeweils eigene Einstellungen –, aber (mal wieder) keine einzige Option, die X-Achse anzupassen. Für Spieler wie mich, die prinzipiell interviert spielen, hält das enormes Frustpotenzial bereit, das komplett vermeidbar wäre.

Das Spiel ist zudem an vielen Stellen – storybedingt – sehr dunkel; in Kombination mit den teils erzwungenen Kameraperspektiven und NPCs, die im Weg stehen gibt es dadurch ab und an Momente, in denen man kaum sieht, wo man hinläuft und die Charaktere an diversen Ecken (oder Kollegen) hängenbleiben. Einmal musste ich so sogar neu laden, weil mich mein NPC-Partner partout nicht passieren lassen wollte. Das ist allerdings alles Jammern auf recht hohem Niveau, denn bis auf die ärgerlicherweise fehlenden Kamerasettings funktioniert die Steuerung zum allergrößten Teil sehr gut.

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In Sachen Grafik setzt man einmal mehr auf Performance-Capture, was der Mimik der Protagonisten zugutekommt, sie aber nicht davon abhält, leider dennoch immer wieder mal ein wenig leer aneinander vorbeizuschauen. In den Action-Momenten lohnt sich die Technik hingegen vollends und sowohl Fluchten wie auch Kämpfe kommen genauso spannend und mitreißend rüber, wie sie sollen. Ansonsten gab es bei unserem Test auf PS4 gelegentlich aufploppende bzw. nachladende Objekte und Texturen, was nie schön ist, das Spielgeschehen aber immerhin nicht negativ beeinflusst hat.

Wirklich gelungen ist indessen das Sounddesign des Titels, vor allem im Englischen. Vom schaurigen Soundtrack über die atmosphärischen Soundeffekte bis hin zu den Stimmen im Original stimmt hier alles. Die deutsche Sprachausgabe kann mit der englischen nur bedingt mithalten, was aber vor allem an der Regie und am Mix liegen dürfte, da man mit Sprechern wie beispielsweise Vincent Fallow als Eric King Voice Actors eingestellt hat, die sich in anderen Werken schon mehr als bewiesen haben.

Schaurig-schön mit Mankos

House of Ashes macht, wie schon die beiden vorherigen Teilen der Dark Pictures-Reihe, jede Menge Spaß, ist dabei aber keinesfalls perfekt. Besonders ins Zeug gelegt hat man sich diesmal in Sachen kreativer Charaktertode und möglicher Story-Pfade, bei denen man nun das Gefühl hat, sie bewirken sogar noch ein wenig mehr als in den ersten beiden Spielen. Die Hauptstory selbst ist indessen wiederum spannend, leidet aber ein wenig darunter, dass man sie zu großen Teilen vor allem passiv erlebt. Mehr QTEs anstatt häufiger, langer Cutscenes mit bloß sehr wenigen oder gleich gar keinen Spieler-Interaktionen hätten dem Titel auf jeden Fall gutgetan – genau wie ein wenig mehr Straffung (oder alternativ Ausbau) der Subplots, die aktuell oft nur angedeutet werden und dann im Sand versickern. Technisch tut das Spiel zum Großteil, was es soll; kleinere Grafikprobleme und unschlüssige Entscheidungen in Sachen Steuerungsoptionen werfen dennoch Schatten. Immerhin in Sachen Sound überzeugt der Titel auf (beinahe) voller Länge. Wer Walking-Simulatoren und interaktive Filme mag und ein kurzweiliges Spiel für die düstere Jahreszeit sucht, macht mit House of Ashes trotz aller Mankos nichts falsch.

8.2
Grafik:
7
Sound:
9
Story:
8
Steuerung:
8
Wiederspielwert:
9
The Dark Pictures Anthology: House of Ashes

The Dark Pictures Anthology: House of Ashes

Systeme: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X|S, PC (Steam)
Getestet auf: PS4 Pro
Genre: Action, Adventure, Walking Simulator, Interaktiver Film
Entwickler / Publisher: Supermassive Games / Bandai Namco
Erscheinungsdatum: 23. Oktober 2021

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